Die Blockade gefährde die wichtigste Exportroute für dringend benötigtes Getreide und Düngemittel. Beides werde gebraucht, um die Nahrungsmittelkrise zu bewältigen, die in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entstanden sei. Das schrieb Borrell am Sonntag auf Twitter. Die EU fordere Moskau dringend dazu auf, die Entscheidung rückgängig zu machen.
Die Ukraine beschuldigt Russland unterdessen, den Stopp der Getreidelieferungen über das Schwarze Meer schon lange geplant zu haben. Der ukrainische Außenminister Kuleba warf der russischen Führung vor, sie habe nur auf einen Vorwand gewartet, um das Abkommen platzen zu lassen.
Die Explosionen von Sewastopol seien 220 Kilometer entfernt vom Getreidekorridor. Das nehme Russland zum Anlass, um zwei Millionen Tonnen Getreide auf 176 Schiffen zu blockieren, kritisierte der ukrainische Außenminister. Die Warteschlange mit Getreide im Schwarzen Meer habe sich seit September gebildet. Damals habe Russland begonnen, den Verkehr zu verzögern und damit das Abkommen untergraben.
Russland hatte am Samstag angekündigt, ein Abkommen auszusetzen, das ukrainischen Getreideausfuhren ermöglicht. Als Grund für die Aussetzung gab Russland Drohnenangriffe auf die russische Schwarzmeerflotte an. Das hatte das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mitgeteilt. Nach russischer Darstellung waren Schiffe der Schwarzmeerflotte am Samstagmorgen mit 16 Drohnen angegriffen worden.
Russland machte die Ukraine und Großbritannien für den Angriff verantwortlich. Moskau hatte immer wieder gedroht, das Getreide-Abkommen im Fall von Terror- oder Sabotageakten platzen zu lassen.
Unter Vermittlung der Türkei und der UN hatten sich Russland und die Ukraine im Juli auf die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen geeinigt. Das Abkommen war zunächst auf eine Dauer von 120 Tagen begrenzt - mit Option auf Verlängerung.
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