Gorbatschow, im Nordkaukasus geboren, war der letzte Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Mit seiner Politik von Glasnost und Perestroika hatte er zuvor einen beispiellosen Reformprozess eingeleitet. Das brachte den Menschen in dem totalitären System der UdSSR bis dahin nie da gewesene Freiheiten. 1990 erhielt Gorbatschow für seine mutigen Reformen den Friedensnobelpreis. Der politische Prozess führte letztlich zu einem Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums. 1991 trat er als sowjetischer Präsident zurück, bevor sich der Staat wenig später selbst auflöste.
Der Politiker, der in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden musste, wurde seither weltweit geschätzt: Unter seiner Führung hatte die Sowjetunion in den 1980er Jahren mit den USA auch wegweisende Verträge zur atomaren Abrüstung und Rüstungskontrolle geschlossen. Ein Großteil der russischen Bevölkerung sah den früheren Partei- und Staatschef allerdings stets als Totengräber der Sowjetunion - und als einen Politiker ohne Machtinstinkt.
Bis zu seinem Tod kümmerte sich Gorbatschow um seine eigene politische Stiftung in Moskau. Die Organisation setzt sich für demokratische Werte und eine Annäherung Russlands an den Westen ein. Außerdem schrieb er zahlreiche Bücher und war auch Miteigentümer der kremlkritischen Zeitung "Nowaja Gaseta", die immer wieder Missstände in Russland aufdeckt. Gorbatschow hatte in den vergangenen Jahren Kremlchef Wladimir Putin mehrfach aufgefordert, die Freiheit der Medien und Wahlen nicht weiter einzuschränken.
Putin: Gorbatschow hat Lauf der Weltgeschichte beeinflusst
Der russische Präsident Putin würdigte Gorbatschow für dessen Reformanstrengungen und humanitären Einsatz. In einem Beileidstelegramm an die Angehörigen steht, Gorbatschow sei ein Politiker und Staatsmann gewesen, der großen Einfluss auf den Lauf der Weltgeschichte ausgeübt habe.
Gorbatschows Tod löste rund um den Globus bei vielen Politikern Trauer aus. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Gorbatschow als mutigen Reformer. "Deutschland verneigt sich vor ihm", schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. Seine Politik der Perestroika (Umbau) habe die Grundlage dafür gelegt, den Kalten Krieg zu überwinden, Grenzbäume wegzuräumen und Europa und Deutschland wieder zu vereinen. Er fügte an: "Er stirbt in einer Zeit, in der Russland neue Gräben durch Europa und neue Grenzen ziehen will - und die Ukraine überfallen hat."
US-Präsident Joe Biden kondolierte Gorbatschows Familie und Freunden und erklärte: "Michail Gorbatschow war ein Mann mit einer bemerkenswerten Vision." Er habe sich in der Sowjetunion nach Jahrzehnten brutaler politischer Unterdrückung für demokratische Reformen eingesetzt und dabei den Mut gehabt, seine gesamte Karriere zu riskieren. "Das Ergebnis war eine sicherere Welt und größere Freiheit für Millionen von Menschen."
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte die Bedeutung Gorbatschows für Europa heraus. "Er spielte eine entscheidende Roll bei der Beendigung des Kalten Krieges und dem Fall des Eisernen Vorhangs", schrieb von der Leyen auf Twitter. "Er ebnete den Weg für ein freies Europa."
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst traurig". Gorbatschow sei ein "einzigartiger Staatsmann" gewesen, der den Lauf der Geschichte verändert habe, ließ Guterres mitteilen. "Er hat mehr als jeder andere dazu beigetragen, den Kalten Krieg friedlich zu beenden."
Der britische Premierminister Boris Johnson warf Moskau vor, mit dem Ukraine-Krieg Gorbatschows Vermächtnis zu zerstören. Der Krieg sei "eine Tragödie, die Gorbatschow für undenkbar und ungerechtfertigt gehalten hätte", sagte Johnson. Der französische Präsident Emmanuel Macron würdigte Gorbatschow auf Twitter als "Mann des Friedens". "Sein Engagement für den Frieden in Europa hat unsere gemeinsame Geschichte verändert." Israels Staatspräsident Izchak Herzog nannte Gorbatschow "eine der außergewöhnlichsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts".
Beerdigt wird Gorbatschow in Moskau auf dem Neujungfrauenfriedhof für Prominente - neben seiner Frau Raissa. Das hatte der Staatsmann schon lange vor seinem Tod geregelt. Am Mittwoch war noch nicht entschieden, ob es ein Staatsbegräbnis gibt, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Nachrichtenagentur Interfax. Das hänge auch von den Wünschen der Angehörigen und Freunde ab.
dpa/cd/fk
Nu mal halblang.
Herr Gorbatschow ist wie jeder andere Mensch als Mensch zu würdigen.
Der Mauerfall und die daraus resultierenden Ergebnisse sind keiner Hymne wert, weder Kohl, Genscher noch Gorbatschow haben am Thema weiter gearbeitet.
Alles wurde einem keinen Plan wird schon irgendwann und wie überlassen.
Der Osten Deutschlands und die Möglichkeiten einer Wiedervereinigung wie es hätte sein können, nicht weiter verfolgt.
Hauptsache in die Geschichte eingehen und basta.
Der damalige Ablauf ist ein Desaster für die Deutschen gewesen.
Auf politischer Ebene stimmte natürlich alles.
Herausragend.
Gorbatschow war Putins Wegbereiter.
Herr Mandel
Was bedeutet "...Alles wurde einem keinen Plan wird schon irgendwann und wie überlassen..."
"Gorbatschow war Putins Wegbereiter." So?
Gorbatschow, war das nicht der, der die Breschnew-Doktrin der eingeschränkten Souveränität der sozialistischen Bruderstaaten für obsolet erklärt hat und damit die Auflösung des Ostblocks, den Zerfall der UdSSR und die Wiedervereinigung Deutschlands erst möglich gemacht hat?
Was sein späterer Nachfolger Putin als „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hat. Er sieht es als seine Aufgabe an, diese "Tragödie" wieder rückgängig zu machen und Russland zu neuer "imperialer" Größe führen.
"Ein Geschenk Gottes" nennt ihn Kyrill, der erznationalistische Patriarch von Moskau.
Man kann sich durchaus vorstellen, dass Putin, wäre er an der Stelle von Gorbatschow gewesen, zu denselben Mitteln wie jetzt in der Ukraine gegriffen hätte. Das Fenster, das die Deutschen damals hatten, wäre dann nie aufgegangen.
In diesem Zusammenhang klingt dieser Satz wie blanker Hohn: "Der russische Präsident Putin würdigte Gorbatschow für dessen Reformanstrengungen und humanitären Einsatz."
"Der damalige Ablauf ist ein Desaster für die Deutschen gewesen."
Noch harmlos ausgedrückt und vor allem nicht einfach nur für ein paar Jahre "gewesen".
Doch gut dass es mal angesprochen wird.
Die Geschichte Gorbi wird als ein mahnendes Beispiel eingehen in die Geschichte einer gescheiterten Rettungsmission. Weil Gorbatschow es gut gemeint hat für die Menschen in der DDR als auch in der UdSSR. Doch Glasnost und Perestroika verliefen nicht planmäßig.
Konnte sich Russland mit der Machtübernahme Putins relativ schnell wieder erholen von den "Chaos-Tagen" unter Jelzin ist Deutschland am Ende seit dem Jahr 1990 welches als einer der ganz großen unrühmlichen Szenen-Wechsel in die Weltgeschichte eingehen wird. 60 Prozent aller Bewohner des Landes sind nicht mehr in der Lage zu sparen laut Tagesschau.
Nicht alles was gut gemeint ist wird auch gut.
Für mich die Ermahnung am Beispiel Mauerfall warum wir uns nicht in politische Geschäfte einmischen sollen, sondern ausharren bis zum Ende alleine zählt.
Herr Schleck.
Gorbatschows Politik hat Putin den Weg bereitet.Putin versucht Gorbatschows Politik rückgängig zu machen.Ungefähr wie der verlorene Erste Weltkrieg und der Vertrag von Versailles in Deutschland Hitler ermöglicht haben.
Seltsame Kausalketten, die unser Hobbyhistoriker da konstruiert.
Ich widerspreche heftigst.
Nein, weder der verlorene Erste Weltkrieg noch der Vertrag von Versailles haben Hitler "ermöglicht", sondern... die Professoren, die ihn bei seiner Bewerbung an der "Allgemeinen Malerschule der Wiener Kunstakademie" scheitern ließen.
Man stelle sich vor, man hätte ihn genommen, er hätte einige Semester Malerei studiert, einige Landschaften gemalt, dabei eine gewisse Bekanntheit erlangt, Geli Raubal geheiratet, vier Kinder bekommen, in Grinzing ein Haus gekauft, und wäre irgendwann friedlich entschlafen.
Was uns da alles erspart geblieben wäre...
Aber im Grunde wissen wir aus der Bibel, wer uns dieses ganze Unheil eingebrockt hat: Adam mit dem Apfel im Paradies.
Und wieder der Herr Drescher:
"Für mich die Ermahnung am Beispiel Mauerfall warum wir uns nicht in politische Geschäfte einmischen sollen, sondern ausharren bis zum Ende alleine zählt."
Wie genau muss man dieses "Ausharren bis zum Ende" verstehen, besonders im Bezug auf den Mauerfall?