Am Montag, dem 12. Juli, sei nach den Wettermodellen eigentlich bekannt gewesen, dass etwas Großes passieren würde, sagte Kachelmann am Freitagabend bei seiner etwa zweistündigen Befragung als Zeuge im Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags zur Flut in Düsseldorf.
Die Wettermodelle hätten bereits an jenem Montag die große Gefahr einer Extremwetterlage mit sehr großen Regenmengen bestätigt, nachdem sie am Sonntag eindeutige Hinweise auf eine Extremwetterlage durch Stark- und Dauerregen in NRW geliefert hätten. Kachelmann schilderte die außergewöhnliche Wetterkonstellation im Juli: Dass feuchte Luftmassen von Nordosten statt von Westen gegen die Eifel gedrückt worden seien, dass ein sehr großflächiges Gebiet unter Starkregen gestanden habe, dass der Boden nicht mehr aufnahmefähig gewesen sei.
EFAS gab ersten Hinweis auf mögliches Extremereignis
Einige Tage vor der Flutkatastrophe hatte nach Angaben der britischen Expertin Hannah Cloke das europäische Hochwasser-Warnsystem EFAS einen ersten Hinweis auf ein mögliches Extremereignis im Rheinland gegeben. Am 10. Juli 2021 habe EFAS ein Hochwasser, das einmal in 20 Jahren auftritt, mit einer Wahrscheinlichkeit von 22 Prozent für das Rheinbecken prognostiziert, sagte die Hydrologie-Professorin.
Diese Information sei zwar noch unsicher gewesen, aber man sollte in einem solchen Fall besonders aufmerksam sein, erläuterte sie. Das sei der Zeitpunkt, an dem national zuständige Behörden einige Informationen zusätzlich anschauen, um ein klareres Bild der Lage zu bekommen.
Der Untersuchungsausschuss im Landtag von Nordrhein-Westfalen war mit den Stimmen der Oppositionsabgeordneten von SPD und Grünen zustande gekommen. Das Gremium soll mögliche Versäumnisse, Unterlassungen oder Fehleinschätzungen der CDU/FDP-Landesregierung und nachgeordneter Behörden in Zusammenhang mit dem verheerenden Hochwasser von Mitte Juli mit 49 Toten in NRW untersuchen.
dpa/est