Nach einer Impfung sind die häufigsten Symptome von vorübergehenden Nebenwirkungen Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit. Das zeigt eine aktuelle britische Nachuntersuchung von mehr als 600.000 geimpften Personen, die diese Woche in "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht worden ist.
Dass manche Menschen mehr Nebenwirkungen haben als andere, liegt an einer Reihe von Faktoren wie Hormonen, Genen und der Art des Impfstoffs. Auch Geschlecht und Alter der Geimpften spielen eine Rolle.
Die Nebenwirkungen sind bei älteren Menschen oft weniger schwerwiegend als bei jüngeren Menschen. Das liegt daran, dass das Immunsystem im späteren Leben weniger gut eingestellt ist. Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle beim Auftreten von Nebenwirkungen, ebenso wie die Krankheiten, die jemand in der Vergangenheit hatte.
Menschen, die bereits an Covid erkrankt waren, berichteten aber anderthalb Mal häufiger über Nebenwirkungen nach einer ersten Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca als Menschen, die noch nicht erkrankt sind. Gleich dreimal häufiger als Nicht-Erkrankte klagen ehemalige Covid-Erkrankte über Nebenwirkungen nach einer ersten Impfung mit dem Impfstoff von Pfizer.
Biologische Unterschiede
Bei Frauen treten nach der Covid-Impfung sogar häufiger Nebenwirkungen auf als bei Männern. Eine aktuelle Studie der US Centers for Disease Control berichtet von Nebenwirkungen bei den 13,7 Millionen Amerikanern, die zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar als erste gegen Covid-19 geimpft wurden. 80 Prozent aller gemeldeten unerwünschten Ereignisse stammten von Frauen, obwohl Frauen nur 60 Prozent der Gesamtanzahl der Geimpften ausmachten.
Dieser auffällige Unterschied könnte aber zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass Frauen bei Beschwerden eher einen Arzt aufsuchen als Männer, wodurch ihre Beschwerden häufiger in der Statistik landen als andere, heißt es.
Das Immunsystem mit seinen unzähligen Immunzellen und Proteinen funktioniert bei beiden Geschlechtern nicht genau gleich. Es gibt biologische Unterschiede, getrieben durch genetische und hormonelle Unterschiede. Das weibliche Hormon Östrogen verstärkt zum Beispiel eine Immunreaktion, während das männliche Hormon Testosteron die des Mannes eher unterdrückt. Das erklärt, warum Frauen besser, aber leider auch mit mehr Nebenwirkungen, auf die Impfung ansprechen als Männer.
Viele der Gene, die die Immunantwort auf Infektionen und Impfungen regulieren, befinden sich auf dem X-Chromosom. Frauen haben in jeder Zelle zwei Kopien davon zur Verfügung, Männer nur eine. Dadurch verfügten Frauen über einen größeren Anteil an Genen für die Produktion von Botenstoffen, die das Immunsystem anspornen, erklärt die Wissenschaftsredakteurin Hilde Van den Eynde in der Zeitung De Standaard.
Zweite Dosis
Auch wenn man die zweite Dosis erhält, wird es nicht unbedingt besser mit den Nebenwirkungen. Das gilt zumindest für den Corona-Impfstoff von Pfizer, wie aus amerikanischen Forschungsdaten hervorgeht. Darüber berichtete die "New York Times".
Unter 10.000 frisch geimpften Amerikanern, die über ihr Mobiltelefon ein Beschwerdetagebuch geführt hatten, wurden nach der zweiten Impfung häufiger Kopfschmerzen gemeldet als nach der ersten. Während etwa drei von zehn der Geimpften nach der ersten Pfizer-Spritze über Müdigkeit klagten, war es nach der zweiten Spritze schon die Hälfte.
Muskelschmerzen hatten 17 Prozent der Geimpften nach der ersten Impfung, aber 42 Prozent nach der zweiten. Fieber und Schüttelfrost traten bei sieben Prozent der Geimpften nach der ersten Impfung auf, 26 Prozent nach der zweiten.
Auch britische Daten über die Erfahrungen von über 600.000 Geimpften bestätigen dieses Bild: Die zweite Impfung mit dem Pfizer-Impfstoff ist für die Geimpften tendenziell schwerer als die erste. Die Zahlen aus Großbritannien zeigen aber auch, dass bei dem Impfstoff von Astrazeneca der Schmerz in der ersten Dosis steckt. Diese Feststellung ist schon bei den experimentellen Studien mit dem Impfstoff gemacht worden.
Unterschiede bei den Impfstoffen
Nicht alle Impfstoffe haben die gleiche Anzahl von Nebenwirkungen. Der Impfstoff von Astrazeneca, der seit kurzem unter dem Markennamen Vaxzevria verkauft wird, verursacht laut den britischen und österreichischen Beschwerderegistern generell mehr Nebenwirkungen als der Impfstoff von Pfizer oder der von Moderna.
Geimpfte mit einer ersten Dosis des Impfstoffs von Astrazeneca berichten dreimal häufiger über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schüttelfrost, als Empfänger einer ersten Dosis des Impfstoffs von Pfizer.
In Belgien kann dieses Bild noch nicht bestätigt werden, wird Ann Eeckhout vom Föderalen Institut für Arzneimittel und Medizinprodukte in De Standaard zitiert. Ihrer Meinung nach ist es verfrüht, aus den gemeldeten Beschwerden Rückschlüsse zu ziehen, da aufgrund der Aufregung um seltene, aber gefährliche Blutgerinnsel nach der Astrazeneca-Impfung "möglicherweise mehr Meldungen nach der Impfung mit diesem Impfstoff gemacht wurden als bei den anderen Impfstoffen".
standaard/mz