"Wir müssen wirklich sicherstellen, dass alle Mitgliedstaaten die nötigen Vorbeugemaßnahmen getroffen haben", sagte Gesundheitsministerin Maggie De Block. Und sie brachte damit den Sinn und Zweck des Sondertreffens der EU-Gesundheitsminister auf den Punkt. Zwar sei es nicht so gewesen, als habe es bislang keinerlei Absprachen unter den EU-Staaten gegeben. Im Gegenteil: Man stehe in ständigem Kontakt, die Gesundheitsminister hätten auch schon Telefonkonferenzen abgehalten. Aber: Ein persönliches Treffen sei dann doch nochmal effizienter.
Erstmal ging es also darum, die jeweiligen Herangehensweisen abzustimmen. Da gibt es je nach Land durchaus Unterschiede. In den Niederlanden etwa wurden die Wuhan-Rückkehrer nicht, wie etwa in Belgien, 14 Tage in Quarantäne genommen, sondern weniger.
Das ist aber auch nicht anormal, in dem Sinne, dass es da keine einheitlichen Regeln gibt. In der Gesundheitspolitik seien im Wesentlichen die Mitgliedstaaten zuständig, sagte Maggie De Block. Die EU-Kommission hält aber die Länder an, Informationen auszutauschen.
Dennoch war das Treffen mehr, als nur eine reine Info-Börse. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn betonte, dass man sich auch durchaus gemeinsame Ziele gesetzt habe, zum Beispiel, "dass wir Gelder für Forschung zur Verfügung stellen, dass wir die Weltgesundheitsorganisation unterstützen wollen, organisatorisch, aber auch mit Ressourcen für ihre Arbeit in China und der Welt, zum Beispiel auch in den afrikanischen Ländern oder den Nachbarländern Chinas", so Spahn.
Denn, hier liegt die eigentliche Gefahr, sind sich die Gesundheitsminister einig. Es ist so: Bislang kann man die Epidemie und damit auch die Infektionsketten noch mehr oder weniger eingrenzen. Wenn das Virus einmal ein Land mit einem schwachen Gesundheitssystem erreicht, dann kann die Lage schnell wesentlich unübersichtlicher werden.
Gefahreneindämmung
Die Gesundheitsminister einigten sich auch auf Mittel und Wege, wie man die Gefahr eindämmen kann, dass die Krankheit über Flugreisende nach Europa kommt. Eher sinnlos sei es, die Menschen an den Flughäfen auf Fieber zu untersuchen, sagte Maggie De Block. Das alleine könne weder ein Indiz für eine Erkrankung, noch Grund für eine Entwarnung sein.
Stattdessen will man über Befragungen der Fluggäste eine Risikoanalyse machen. Konkret: Wie der deutsche Gesundheitsminister Spahn erklärte, wird man Reisende um Auskünfte bitten dürfen, etwa ob sie in Risiko-Gebieten Kontakt zu Bürgern gehabt haben.
Die EU-Gesundheitsminister haben sich auch noch mit einem "Nebeneffekt" der Epidemie in China befasst, der allerdings nicht zu unterschätzen ist. Es ist so: Denkbar sind Lieferengpässe für Arzneien, weil viele davon in China hergestellt werden, die Produktionsketten aber wegen der Epidemie abreißen könnten. "Aber, keine Panik", beschwichtigt Gesundheitsministerin Maggie De Block: "Unsere Agenturen beobachten die Lage sehr genau, und im Moment besteht diese Gefahr definitiv nicht. Wir bleiben aber wachsam".
Aber, wir müssen auch unsere Lehren aus dieser Situation ziehen, hakt der deutsche Kollege Spahn ein. "Ich denke, auf lange Sicht - das ist nicht kurzfristig möglich - brauchen wir wieder stärkere Produktionskapazitäten hier bei uns in Europa, damit wir mit Situationen wie diesen auch umgehen können."
Arzneimittelengpässe
Gesundheitsministerin Maggie De Block hat ihren Redebeitrag vor den EU-Kollegen aber auch noch dazu genutzt, um auf ein ganz anderes Problem hinzuweisen, das eigentlich gar nichts mit dem Coronavirus zu tun hat.
Das Wörtchen "eigentlich" ist hier der springende Punkt. Es ist so: Nach wie vor müssen Menschen mit asiatischen Wurzeln im Moment oft einiges über sich ergehen lassen. Immer wieder werden sie angefeindet, verdächtigt man asiatisch aussehende Menschen quasi grundsätzlich, Träger der Krankheit zu sein. Und genau das dürfe nicht sein, sagte Maggie de Block. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das Virus macht keinen Unterschied zwischen Rassen oder Hautfarben.
Roger Pint