Sassoli setzte sich im zweiten Wahlgang mit 345 Stimmen gegen drei andere Kandidaten durch. Nötig waren mindestens 334 Stimmen. Der 63-jährige Journalist aus Florenz sitzt seit zehn Jahren im Europäischen Parlament.
Dass ein Sozialist in den ersten zweieinhalb Jahren der Legislaturperiode Parlamentspräsident wird, ist Teil einer Absprache der EU-Staats- und Regierungschefs über die künftige Führung der Europäischen Union. Sie hatten ein Personalpaket entworfen, in dem alle Parteien vertreten sind. Die Europäische Volkspartei soll in der zweiten Hälfte der fünfjährigen Legislaturperiode dran sein und verzichtete jetzt auf einen eigenen Kandidaten bei der Präsidentenwahl.
Für das Amt des Parlamentspräsidenten bewarben sich neben Sassoli auch die deutsche Grüne Ska Keller, die spanische Abgeordnete Sira Rego von der Partei Izquierda Unida sowie der Tscheche Jan Zahradil, der Vorsitzende der rechten EKR.
Sassoli sagte vor der Wahl in seiner Bewerbungsrede, er wolle die Bedeutung des Parlaments weiter stärken. "Wir brauchen ein Parlament, das eine wichtigere Rolle spielt." Die kommenden fünf Jahre seien voller Herausforderungen. "Wir müssen wieder zu Vertrauen kommen, gegenseitiges Vertrauen herstellen zwischen den Bürgern und den Institutionen", sagte der Italiener. "Dazu benötigen wir all unseren Ehrgeiz und all unseren Mut."
In seiner Ansprache rief der Italiener die Abgeordneten in Straßburg auf, sich gegen Nationalismus zu wenden und den Zusammenhalt zu stärken. Die EU stehe vor Herausforderungen. So müsse eine gemeinsame Linie bei der Klima- sowie der Migrationspolitik gefunden werden.
Aufgabe des Parlamentspräsidenten ist es, das Haus nach außen hin überparteilich zu repräsentieren. Er hält Kontakt zum Europäischen Rat, bei Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs ist er jeweils am Anfang dabei.
Damit stehen nun die vier Spitzenämter der Europäischen Union fest. Charles Michel wird Ratsvorsitzender. Neue Chefin der EU-Kommission soll die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen werden, Außenbeauftragter der spanische Außenminister Josep Borrell. Diese beiden Ämter müssen noch vom Europaparlament bestätigt werden.
Nicht das ganze politische Belgien gratuliert Michel zum EU-Posten
David-Maria Sassoli: Aus dem TV zum EU-Parlamentspräsidenten
dpa/dlf/belga/km