Unmittelbar vor dem Sondergipfel haben mehrere Staaten eine stärkere Abschottung Europas gefordert. Österreichs Verteidigungsminister Mario Kunasek verlangt den Einsatz von Soldaten an der EU-Außengrenze.
Bulgarien will die EU-Außengrenzen schließen und außerhalb des EU-Gebiets Flüchtlingszentren bauen lassen. Frankreich und Spanien fordern Zentren für ankommende Migranten "auf europäischem Boden".
Premier Charles Michel hofft auf ein "nützliches Treffen", um zu Entscheidungen zu kommen. Bei seiner Ankunft wiederholte er noch einmal den belgischen Standpunkt in der Angelegenheit. Belgien fordert eine strenge Kontrolle der EU-Außengrenzen und eine Reform der Dublin-Regelung, die bestimmt, welches Land für einen Flüchtling zuständig ist.
Falls Auffangzentren für Migranten außerhalb der EU geplant werden, fordert Michel eindeutige Bedingungen.
Macron appelliert an europäische Werte
Im Streit über die Verteilung von Migranten in Europa und einen schärferen Grenzschutz appelliert Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an die gemeinsamen Werte der Europäer. "Wir haben Werte. Sie haben uns geformt und jedes Mal, wenn wir sie verraten haben, haben wir Schlimmeres verursacht", sagte Macron vor dem Sondertreffen.
Wie diese Werte müsse auch die Lösung europäisch sein, sagte Macron, "egal ob es um eine Zusammenarbeit zwischen 28 geht oder zwischen einigen Staaten, die beschließen, in dieser Sache gemeinsam voranzuschreiten". Es gehe darum, die illegale Migration zu reduzieren, "auf humane Weise und methodisch".
Die gemeinsame Vorgehensweise, auf die sich die Staaten laut Macron bei dem Treffen einigen wollten, sei auch der französische Ansatz. Dieser sehe die Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitländern außerhalb Europas vor, darunter Libyen oder andere afrikanische Staaten, der Balkan sowie Asien. Zudem müsse die EU-Grenzschutzbehörde Frontex weiter gestärkt werden.
Das Sondertreffen gilt als Vorbereitung auf den regulären Gipfel der Staats- und Regierungschefs, der am Donnerstag beginnt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel will dort für bilaterale Vereinbarungen zur Rücknahme von Asylsuchenden werben. Am Sonntag werden noch keine Entscheidungen erwartet. Das Treffen in Brüssel ist aber eine wichtige Etappe auf der Suche nach einer europäischen Lösung im Asylstreit.
dpa/sh