"Wir können nicht erlauben, dass der Gebrauch chemischer Waffen normal wird: innerhalb Syriens, auf den Straßen Großbritanniens oder irgendwo sonst in unserer Welt", teilte Premierministerin Theresa May in London mit. "Wir hätten einen anderen Weg bevorzugt, aber bei diesem Anlass gibt es keinen."
London hatte in der Nacht zum Samstag den Militärschlag auf die syrische Regierung gemeinsam mit den USA und Frankreich ausgeübt. Vier britische Kampfflugzeuge beschossen dabei eine Armee-Einrichtung nahe der Stadt Homs mit Marschflugkörpern. Es soll sich um ein Lager für Chemiewaffen handeln.
"Die Welt ist vereint in ihrer Empörung über den Gebrauch von chemischen Waffen, vor allem gegen Zivilisten", sagte der britische Außenminister Boris Johnson. Der Ex-Spion Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im englischen Salisbury entdeckt worden. Die beiden wurden mit dem Chemie-Kampfstoff Nowitschok vergiftet. Das extrem gefährliche Nervengift wurde einst in der Sowjetunion hergestellt.
London bezichtigt Moskau als Drahtzieher des Anschlags, der Kreml weist dies vehement zurück. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Beide Opfer überlebten den Anschlag, äußerten sich aber nicht öffentlich. Sie müssen weiter behandelt werden und mit Spätfolgen rechnen.
Frankreich: Angriff in Syrien rechtmäßig und gezielt
Frankreich hat den militärischen Angriff auf syrische Einrichtungen als rechtmäßig bezeichnet. "Dieses Vorgehen ist proportioniert und gezielt", sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Samstag in Paris. Es richte sich nicht gegen die Verbündeten Syriens - dies sind Russland und Iran - und auch nicht gegen die Zivilbevölkerung.
Frankreich könne den Einsatz chemischer Waffen nicht hinnehmen, sagte Staatspräsident Emmanuel Macron. Sie stellten eine Gefahr für das syrische Volk und "unsere gemeinsame Sicherheit" dar. Er habe deshalb den Streitkräften den Befehl zum Eingreifen gegeben.
Der Angriff sei auch ein Mittel gegen die Banalisierung des Einsatzes von Giftgas, so Macron. Er hatte mehrfach mit Militärschlägen bei der Überschreitung dieser "roten Linie" gedroht.
"Das Regime in Damaskus muss aufhören, diese Waffen zu nutzen", forderte Außenamtschef Le Drian. Zur Vermeidung einer Eskalation hätten die USA, Frankreich und Großbritannien Russland vor den Luftangriffen gewarnt, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly. "Wir suchen nicht die Konfrontation und weisen jede Logik militärischer Eskalation zurück." Sie fügte hinzu: "Deshalb haben wir mit unseren Verbündeten darauf geachtet, dass die Russen vorher gewarnt werden."
Die Angriffe galten demnach nach drei Zielen, die zum "verborgenen Chemieprogramm Syriens gehören". "Das Haupt-Forschungszentrum dieses Programms und zwei wichtige Produktionsstätten wurden angegriffen." Damit sei die Fähigkeit Syriens getroffen worden, chemische Waffen zu entwickeln und herzustellen.
Le Drian forderte einen "Krisenausstiegsplan" für das kriegserschütterte Land. "Wir sind bereit, ab sofort mit allen Ländern daran zu arbeiten, die dazu beitragen möchten." Frankreich sei bereit, "sehr schnell" wieder politische Initiativen zu ergreifen, sagte er. Er erneuerte auch die Forderung nach einer Waffenruhe im ganzen Land und einem humanitären Zugang, um Hilfe für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen.
dpa/sh/est