Aus der Traum. Brüssel bekommt wohl nicht die EU-Arzneimittelagentur. Doch hatten sich die Belgier wohl ohnehin wenig Illusionen gemacht - angesichts all der EU-Einrichtungen, die schon jetzt in Brüssel angesiedelt sind. Dennoch: Eine Agentur wie die EMA hätte auch das Prestige von Brüssel nochmal aufgewertet. Die Einrichtung ist für die Beurteilung und Überwachung von Arzneimitteln zuständig. Sie beschäftigt 900 Menschen, wobei wohl die meisten Mitarbeiter mit der Agentur umziehen werden.
Insgesamt hatten sich 19 Städte um den Sitz der EMA beworben. Das sagt schon, was es sagt. Und einige EU-Staaten hätten hinter den Kulissen doch die abenteuerlichsten Vorschläge gemacht, um die Agentur in ihr Land zu holen, zitiert die Nachrichtenagentur AFP nicht genannte Diplomaten.
Nach einer ersten Abstimmungsrunde sind jedenfalls dem Vernehmen nach noch drei Städte in der engeren Auswahl: Mailand, Amsterdam und Kopenhagen. Diese Wahlrunde dauerte am späten Montagnachmittag noch an.
Zeitgleich läuft auch das Auswahlverfahren für den Sitz der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), die ebenfalls London verlassen wird. Auch hierfür hatte sich Brüssel beworben. Die besten Aussichten werden aber der deutschen Finanzmetropole Frankfurt-am-Main beigemessen.
Beide Behörden sollen wegen des geplanten EU-Austritts von Großbritannien so schnell wie möglich in eines der 27 verbleibenden EU-Länder umgesiedelt werden. Die EMA und die EBA richten jährlich Hunderte Konferenzen und Veranstaltungen mit Experten aus aller Welt aus. In London sorgten beide Agenturen zuletzt pro Jahr für rund 39.000 zusätzliche Hotelübernachtungen.
Kurz vor der Entscheidung über den künftigen Standort der zwei EU-Behörden hatten mehrere Länder ihre Kandidaturen zurückgezogen. Wie ein EU-Sprecher sagte, bewarben sich Malta, Kroatien und Irland nicht mehr um den Sitz der für die Bewertung und Überwachung von Arzneimitteln zuständige EMA.
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