Brita Hagi Hasan ist nach Brüssel gekommen, weil er nicht mehr weiter weiß. Der Bürgermeister des zerstörten Ost-Aleppo ist verzweifelt. Seine Stadt gleicht einem Trümmerfeld, Zehntausende Menschen sind ohne Versorgung. "Die Menschen in Aleppo sind kurz davor, massakriert zu werden", warnt Bürgermeister Hasan. "Ich verlange nicht, dass die europäischen Staaten in den Krieg ziehen. Ich will nur den Schutz der Zivilisten."
Hasan fordert die Einrichtung eines sicheren Korridors, damit die Menschen Ost-Aleppo verlassen können. Es ist das erste Mal, dass ein Bürgermeister in der Runde der EU-Staats- und Regierungschefs zu Wort kommt. Auch das zeigt wohl, wie dramatisch die Lage vor Ort ist.
"Die Menschen in Aleppo brauchen nicht weitere warme Worte, sondern echten Schutz", sagt Ratspräsident Donald Tusk. Niemand in der Europäischen Union stehe dem Leiden gleichgültig gegenüber. Doch was kann die EU tun? Sichere Korridore fordern und konkrete Hilfsmaßnahmen beschließen. Derzeit leider nicht viel mehr, bedauert Premierminister Charles Michel. Diplomatisch und politisch habe Europa derzeit zu wenig Gewicht.
Der lange von Rebellen gehaltene Ostteil von Aleppo war in den vergangenen Tagen von syrischen Truppen mit Unterstützung von verbündeten Milizen unter anderem aus dem Iran sowie russischen Luftangriffen zurückerobert worden.
Die Staats- und Regierungschefs werden die Kämpfe in Syrien und die Rolle des Kremls dabei scharf verurteilen. Neue Sanktionen zeichnen sich allerdings nicht ab. Trotzdem: Wer Gräueltaten in Aleppo begangen hat, dürfe nicht straffrei davonkommen, fordert die britische Premierministerin Theresa May.
Präsident Assad und seine Unterstützer in Russland und Iran, all jene, die Verantwortlich seien für das, was in Aleppo geschehe, müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Alain Kniebs - Bild: Emmanuel Dunand/AFP