Bei türkischen Luftangriffen auf ein Gebiet unter kurdischer Kontrolle im Norden Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens elf Menschen getötet worden. Dabei handele es sich um Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Diese Militärallianz wird von der syrischen Kurdenmiliz YPG angeführt. Die Menschenrechtler meldeten zudem 24 Verletzte.
Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf die Armee, bei 18 Luftangriffen in der Nacht zu Donnerstag auf das Gebiet um den Ort Um Chusch nördlich von Aleppo seien zwischen 160 und 200 "Terroristen neutralisiert" worden. Die Angriffe hätten sich gegen die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gerichtet, die Verbündete der USA sind.
Die Nachrichtenagentur DHA meldete unter Berufung auf die türkische Armee, die YPG habe daraufhin am Donnerstagmorgen aus dem von ihr kontrolliertem Gebiet im nordwestsyrischen Afrin fünf Mörsergranaten abgeschossen. Die Geschosse seien in der türkischen Provinz Hatay auf freiem Feld eingeschlagen. Niemand sei verletzt worden. Die türkische Armee habe unter Beachtung der Einsatzregeln zurückgefeuert.
Die YPG hat enge Kontakte zur kurdischen Arbeiterpartei PKK, die von der Türkei bekämpft wird. Mit der YPG verbündete Kräfte hatten in der Region am Mittwoch mehrere Orte von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eingenommen. Die YPG und die SDF sind in Syrien die wichtigsten Verbündeten des Westens im Kampf gegen die IS-Extremisten. Die Kurdenmiliz beherrscht große Teile der Grenze zur Türkei.
Ankara will jedoch verhindern, dass die Kurden ihre Kontrolle in Syrien weiter ausbauen. Die türkische Armee hatte im August eine Bodenoperation in Syrien begonnen, mit der sie Rebellen unterstützt. Die Operation richtet sich gegen die YPG und den IS. Ziel der Türkei ist eine Sicherheitszone in Syrien. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch gesagt, dazu werde die Türkei in Syrien auch weiter nach Süden vordringen.
In der Südosttürkei geht die türkische Armee weiterhin gegen die PKK vor. Ein Waffenstillstand war im Juli vergangenen Jahres gescheitert. Auch am Donnerstag forderte der Konflikt wieder Todesopfer. In der an den Irak grenzenden Provinz Hakkari wurden nach Angaben von DHA zwei Soldaten bei Gefechten mit der PKK getötet und fünf weitere verletzt. Bei anschließenden Luftschlägen habe die Armee demnach 21 PKK-Kämpfer getötet.
dpa/rkr/est/mh