Die britische Notenbank hat sechs Wochen nach dem Brexit-Votum den Leitzins gesenkt. Der Zinssatz werde von 0,50 Prozent auf 0,25 Prozent verringert, teilte die Bank of England am Donnerstag in London mit.
Die Zentralbank reagiert damit auf Sorgen, die britische Wirtschaft könnte nach dem Votum für einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU abstürzen. Es herrscht Unsicherheit, ob Großbritannien künftig noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben wird. Bankvolkswirte hatten vor der Zinssitzung daher mehrheitlich mit einer Senkung gerechnet. Bei ihrer letzten Sitzung Mitte Juli hatte die Notenbank noch davon abgesehen.
Außerdem hat die britische Notenbank überraschend ihr Wertpapierkaufprogramm ausgeweitet, um die Konjunktur anzukurbeln. Die Währungshüter erhöhten das angepeilte Gesamtvolumen von derzeit 375 Milliarden Pfund (rund 443 Milliarden Euro) auf 435 Milliarden Pfund. Die Entscheidung bedeutet, dass die Notenbank nun wieder Wertpapiere kaufen wird. Das bisherige Gesamtvolumen war bereits ausgeschöpft gewesen. Bankvolkswirte waren mehrheitlich von einem unveränderten Volumen ausgegangen.
Ferner wird die Notenbank künftig Unternehmensanleihen kaufen. Über 18 Monate sollen Papiere im Wert von bis zu 10 Milliarden Pfund erworben werden, hieß es weiter. Die Aussichten für die britische Wirtschaft hätten sich nach dem Brexit-Votum deutlich abgeschwächt, so die Währungshüter.
Trotz des Brexit-Votums rechnet die Bank of England aber nicht mit einem Abrutschen der britischen Wirtschaft in die Rezession. Vielmehr gehen die Währungshüter davon aus, dass die Wirtschaft nach einem starken ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte weiterhin noch etwas wachsen wird. Nach zum Teil sehr schwachen Stimmungsdaten aus der britischen Wirtschaft hatten einige Experten eine Rezession in Großbritannien erwartet.
dpa/mh - Bild: Justin Tallis/AFP