Mit Spannung erwarten die Klassikfans in Belgien und im Ausland jedes Jahr die erste Runde des bekannten Königin-Elisabeth-Wettbewerbs, der zum ersten Mal im Jahr 1937 ausgerichtet wurde. Anfang Mai geht es los mit der Ausgabe 2024, bei der wieder die Geige im Mittelpunkt steht.
Aber tatsächlich hat der Wettstreit hinter den Kulissen schon vor einigen Monaten begonnen: Bis zum 29. November letzten Jahres hatten interessierte Kandidaten die Möglichkeit, sich mit einer Videoaufnahme für den "Concours Reine Elisabeth" zu bewerben. 290 junge Frauen und Männer aus der ganzen Welt haben ihre Aufnahme eingeschickt, und eine internationale Jury hat im Januar aus allen Einsendungen 70 ausgewählt, um an der Endrunde des Wettbewerbs in Brüssel teilzunehmen. Einer dieser 70 hat kurzfristig seine Teilnahme absagen müssen, so dass jetzt insgesamt 69 junge Violinistinnen und Violinisten ab dem 6. Mai im Kulturzentrum Flagey in Brüssel ihr Talent unter Beweis stellen werden.
In dieser Woche haben die Organisatoren des "Concours Reine Elisabeth" die Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer veröffentlicht. Nachdem im vergangenen Jahr beim Wettbewerb für Gesang noch die Frauen den Großteil der Kandidaten stellten, ist die Geschlechteraufteilung in diesem Jahr mit 37 Frauen und 32 Männern wesentlich ausgeglichener.
Insgesamt 23 Länder sind vertreten, wobei die USA mit 13 und China mit zwölf Teilnehmern die meisten Kandidaten stellen. Und was uns Belgier ganz besonders freut: Mit der jungen Pauline van der Rest ist auch wieder eine Landsfrau bei diesem prestigeträchtigen Wettbewerb vertreten.
Ob sie am Ende eine der zwölf Finalisten oder sogar eine der sechs Preisträger sein wird, das erfahren wir dann in knapp drei Monaten. Aber bis dahin liegen noch eine Menge Blut, Schweiß und wohl auch Tränen vor den Kandidatinnen und Kandidaten.
Wie ist jetzt der konkrete Ablauf des Wettbewerbs? Am 3. Mai wird die Reihenfolge der Auftritte der 69 Teilnehmer ausgelost, vom 6. bis zum 12. Mai findet dann im Kulturzentrum Flagey in Brüssel die erste Runde statt, bei der jeder Kandidat ein Programm mit Klavierbegleitung vortragen muss.
Nach dieser ersten Runde entscheidet die Jury, wer von ihnen in die zweite Runde einziehen darf. Diese zweite Runde ist das Halbfinale, und dafür gibt es insgesamt 24 freie Plätze.
Das Halbfinale findet vom 13. bis zum 18. Mai statt, und hier treten die Kandidaten gemeinsam mit dem Orchestre Royal de Chambre de Wallonie auf. In dieser Runde gibt es auch erstmals ein Pflichtwerk, das speziell hierfür von der britischen Komponistin Charlotte Bray komponiert worden ist.
Die zwölf besten Halbfinalisten ziehen ins Finale ein, das vom 27. Mai bis zum 1. Juni im Bozar in Brüssel stattfinden wird. Hier wird dann das Belgian National Orchestra die Finalisten begleiten, und auch für das Finale gibt es ein neu komponiertes Pflichtwerk, diesmal von dem Franzosen Thierry Estraich.
Nach dem Auftritt des letzten Finalteilnehmers am 1. Juni wird gegen Mitternacht die Siegerin oder der Sieger des Königin Elisabeth-Wettbewerbs 2024 bekanntgegeben. Diese oder dieser tritt die Nachfolge von Stella Chen an, die 2019 die letzte Ausgabe des "Concours" für Violine gewonnen hat.
Damals war übrigens mit der sympathischen Sylvia Huang auch eine Belgierin unter den zwölf Finalisten. Vielleicht sehen wir ja auch in diesem Jahr mit Pauline van der Rest eine Landsfrau ganz vorne bei diesem international höchst angesehenen Wettstreit. In ein paar Wochen wissen wir mehr!
Patrick Lemmens