Das Deutsche Wörterbuch von Oxford Languages gibt folgende Definition für das Wort "Odyssee": "Langer Weg; lange, mit vielen Hindernissen verbundene, einem Abenteuer gleichende Reise". Andere Wörterbücher definieren eine Odyssee sogar als "Irrfahrt". Aber für Chefdirigent Gergely Madaras, seit mittlerweile fast vier Jahren der künstlerische Leiter der Lütticher Philharmoniker, fallen vor allem die interessanten Begegnungen auf einer solchen Reise ins Gewicht und nicht die möglichen Probleme.
Wie Odysseus im Heldenepos von Homer steuert Gergely Madaras sein Orchester in der kommenden Saison durch eine Vielzahl von verschiedenen musikalischen Archipelen, in insgesamt 63 Konzerten, die sich auf fünf verschiedene Konzertreihen aufteilen. 25 dieser Konzerte finden übrigens außerhalb von Lüttich statt. Dadurch will das Orchester seine nationale und internationale Ausstrahlung weiter erhöhen – eine Entwicklung, die maßgeblich auch dem Intendanten des Orchesters, Daniel Weissmann, zu verdanken ist. Dieser steht übrigens seit mittlerweile acht Jahren an der Spitze der Institution OPRL und wird den Führungsstab im kommenden September an einen noch zu bestimmenden Nachfolger übergeben.
Bei der Pressekonferenz in Lüttich zog Weissmann schon jetzt eine kurze Bilanz seiner Arbeit und blickt zufrieden auf die Entwicklung des Orchesters unter seiner Leitung zurück. Die Lütticher Philharmoniker sind heute eines der führenden Sinfonieorchester des Landes, und mit innovativen und Genre-übergreifenden Konzerten haben sie es geschafft, Jung und Alt zu überzeugen und das Publikum massenweise in den Konzertsaal zu locken.
Sein Debüt als Chefdirigent hatte Gergely Madaras im September 2019 gegeben und schon wenige Monate später wurde der Konzertbetrieb durch das Corona-Virus lahmgelegt. Vielleicht kann man diesen Moment ja schon als Beginn der musikalischen Odyssee des Orchesters ansehen, wobei die großen Hindernisse jetzt umschifft worden sind und man sich endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren kann. Dazu gehört für das Lütticher Orchester neben den sinfonischen Konzerten auch das Einspielen von mehreren neuen CDs mit Werken von Ernö Dohnányi und Franz Liszt sowie nicht weniger als fünf Welturaufführungen, drei davon von belgischen Komponisten wie Jean-Luc Fafchamps und Daniel Capelletti.
Eröffnet wird die Saison 2023-24 übrigens am 15. September mit einem wahrhaft "titanischen" Meisterwerk, der 1. Sinfonie von Gustav Mahler, die ja den Beinamen "Der Titan" trägt. Ein Saisonstart voller Selbstvertrauen also, von einem Orchester, das innovativ und zuversichtlich in die Zukunft blickt und dabei auf die Unterstützung eines treuen und begeisterten Publikums zählen kann. Alle Informationen zur neuen Saison der Lütticher Philharmoniker gibt es auf der Webseite des Orchesters.
Patrick Lemmens