Eigentlich hatte sich Marc VDS in der letzten Saison vom Automobilrennsport verabschiedet und wollte nur noch in der Motorrad-WM vertreten sein. Aber nur eigentlich. Denn Besitzer Marc van der Straten kann es einfach nicht lassen. Nach internen Querelen und ausufernden Kosten hatte van der Straten damals das Autoprogramm gekippt.
Aber wirklich glücklich war er damit nicht, wie Teammanager Michael Bartholemy aus Eupen erklärt. "Obwohl er die 24 Stunden von Spa gewonnen hat, wäre er lieber anders vom Vierradsport abgetreten. Und dann ist er irgendwann mit dieser Idee gekommen. Der Renault gefiel ihm, da ist Formel-1-Technologie drin, das Auto ist schnell. Da wollte er etwas auf die Beine stellen."
Palttala und Schiller
Und nicht nur dem Chef, sondern auch dem Fahrer gefällt der Renault R.S. 01, den das Team am Dienstag im Eupener Karting vorgestellt hat. Markus Palttala hatte den Comeback-Braten gerochen, denn Teambesitzer van der Straten hatte ihn letztes Jahr schon einmal gefragt, was er von dem Auto hält. Und jetzt, nach den ersten Testfahrten, ist Palttala begeistert. "Das Auto läuft wie Sau", beschreibt Markus Palttala. "Es hat viel mehr Downforce als ein GT-Auto. Es ist näher am Formelwagen oder an einem DTM-Auto als an einem GT3. Das ist für den Fahrer mehr Arbeit, du musst mehr kämpfen - aber das macht Spaß!"
Zweiter Fahrer ist der 18-jährige Fabian Schiller aus Bonn. Er kommt aus der europäischen Formel 3, will sich aber nun umorientieren und wechselt vom Formelauto in den Sportwagen. "Er hatte eine schlechte Saison und hat sich entschieden, seine Karriere bei den Sportwagen fortzusetzen", erklärt Palttala. "Eine gute Entscheidung, denn viele junge Leute folgen diesem Traum von der Formel 1 zu lang. Er hat viel Talent und ich werde alles geben, um ihm zu helfen. Und ich glaube, dass er vielleicht nach ein paar Rennen schon Druck macht - und ich dann Gas geben muss."
Fabian Schiller hatte sich bei einem Test mit fünf Nachwuchsfahrern als die geeignete Verstärkung herauskristallisiert, wie Palttala erklärt. "Die waren alle schnell, aber er hat diesen 'Langstrecken-Spirit'. Sein Vater hat Le Mans gefahren und ein Team in der LMP2, die haben das im Blut. Manchmal brauchen Formel-Fahrer ein paar Jahre, bis sie verstanden haben, dass es ein Teamsport ist, man das Auto teilen muss und deshalb zum Beispiel die Reifen nicht zerstören sollte. Aber Fabian ist direkt bereit."
Nur ein Ziel: die Meisterschaft
Automobilrennsport ist ja nicht neu für Marc VDS, dennoch war die Herausforderung nicht ohne. "Es ist trotzdem ein neues Auto. Es ist eine andere Meisterschaft, es sieht alles ein bisschen anders aus", erklärt Manager Bartholemy. "Du hast keine Box, wie wir das bisher kannten. Wir werden wieder im Zelt arbeiten wie vor 20 Jahren. Es gab viele Sachen, die wir regeln mussten. Aber heute stehen wir bei 80 Prozent und haben noch anderthalb Monate vor dem ersten Rennen. Mission also plus minus erfüllt."
Auch wenn es die erste Saison in der Renault Sport Trophy ist, gibt es daher nur ein Ziel: den Titel. "Mit Markus haben wir einen Top-Fahrer, auch Fabian ist schnell. Wir haben gesagt: Lass uns alles machen, dass wir gewinnen können. Wenn du ein Projekt aufbaust, hast du tausend Probleme, da musst du eins nach dem anderen wegstreichen. Und dieses Streichen war gar nicht so schlecht, daher bin ich zuversichtlich. Okay, wir haben noch niemals gegen unsere Konkurrenz gefahren, man weiß nicht genau wer kommt. Aber unser Ziel muss sein, diese Meisterschaft zu gewinnen.“
Das sieht Palttala genau so. "Wir haben keine andere Wahl. Alle Teams haben das gleiche Auto. Wir müssen nichts entwickeln, wir müssen nur alles herausholen. Und wir haben schon gute Rundenzeiten in den Tests gefahren." Um die komplette Technik kümmert sich die spanische Rennsportschule Monlau Competición, mit der Marc VDS auch in der Motorradsparte zusammenarbeitet.
"Monlau kennt das Auto, ich habe ein paar Jungs aus meiner Spa-Mannschaft, alte VDS-Leute. Diese Mischung aus jungen Leuten von Monlau und unseren erfahrenen Leuten macht eine gute Mannschaft. Mein Ingenieur kommt aus den World Series und hat DTM-Erfahrung, er weiß alles. Plus eine gute Fahrerpaarung - ganz klar ist unser Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen", sagt der Finne.
Papa Palttala
Neben den sechs Rennen in der Renault Sport Trophy fährt Palttala auch in der amerikanischen Rennserie USCC - alles kein Problem für ihn. "Vor zwei Jahren habe ich an 27 Wochenenden gefahren. Dieses Jahr sind es nur 18 oder 20 Wochenenden. Das ist viel, aber das ist ein positives Problem", sagt Palttala.
Allerdings wird er demnächst ganz besonders in Eupen gebraucht. Freundin Aline ist hochschwanger. Dass er nach der Geburt des Babys nicht so oft zu Hause sein kann, wie er gerne würde, nimmt Palttala mit Humor. "Ich bin happy, ein bisschen Rennen zu fahren. Ich muss auch schlafen ..."
MotoGP
Am Montag waren in Spanien die Teams der Motorrad-Weltmeisterschaft vorgestellt worden. Michael Bartholemy geht von einer schwierigen Saison aus, denn die MotoGP-Testfahrten sind für Marc VDS nicht gut gelaufen. Jack Miller hatte sich verletzt und Tito Rabat stürzte beim dritten Test in Katar mehrfach.
"Wir haben eigentlich nix Vernünftiges zustande bekommen", sagt Bartholemy im BRF-Interview. Durch die Einheitselektronik sind die Honda-Maschinen im Nachteil und auch andere Elemente spielen eine Rolle. Mehr dazu im Audio.
Katrin Margraff - Bilder: Marc VDS