Zum ersten Mal seit 2012 sitzt Petter Solberg dieses Wochenende wieder im Rallye-Auto. "Ein sehr besonderer Moment", sagt Solberg. "Auch weil Phil wieder neben mir sitzt. Da habe ich jemanden zum Reden", grinst Solberg. "Wir haben so viel miteinander erlebt, waren jahrelang 'beste Kumpel'". "Ja, wir haben viele Dinge zusammen angestellt", lacht Beifahrer Phil Mills.
Die Rallye du Condroz ist Solbergs erste Rallye in Belgien. "Ganz unterschiedlich zu den anderen Rallyes, die ich auf der ganzen Welt gefahren bin. Eine fantastische Kulisse, es ist toll, durch die kleinen Dörfer zu fahren." Schon bei der Streckenbesichtigung vor der Rallye war die Begeisterung der Fans zu spüren. "Wir haben viele norwegischen Flaggen gesehen. Die Leute standen mitten auf der Straße und haben uns angehalten, um Autogramme zu bekommen."
Der Weltmeister aus dem Jahr 2003 hat sich inzwischen eine neue Motorsport-Disziplin gesucht und 2014 im Rallyecross seinen nächsten WM-Titel geholt. Nicht nur in Belgien, sondern auf der ganzen Welt hoffen Rallye-Fans, dass Solberg nächstes Jahr wieder in der Weltmeisterschaft fährt. Da passt der Auftritt bei der Rallye du Condroz eigentlich ganz gut ins Bild ... aber was nächstes Jahr angeht, rückt Solberg noch nicht mit der Sprache heraus.
Und selbst von einer Favoritenrolle dieses Wochenende will er nichts wissen. "Die Vorbereitung ist gleich null. Wir fangen einfach ruhig an und versuchen dann uns zu steigern", sagt Solberg, der im Citroën C4 WRC als Topkandidat für den Sieg gilt. "Aber klar: Wenn Yves mich schlägt, werde ich sicher nicht Sonntagabend mit ihm essen gehen ..."
Citroën Racing-Boss Yves Matton aus Huy hatte schon letztes Jahr mit den neunfachen Weltmeistern Sébastien Loeb und Daniel Elena Berühmtheiten aus der WM für die Rallye du Condroz gewinnen können. Matton/Elena fuhren 2013 im Citroën Xsara WRC auf den dritten Platz und bilden auch 2014 wieder ein Team.
"Wir wollen vor allem Spaß haben. Wenn dann wie letztes Jahr dabei auch noch ein ganz ordentliches Resultat herausspringt, umso besser", meint Matton. "Aber der Spaß steht im Vordergrund. Letztes Jahr haben wir uns richtig gut amüsiert - im Auto gab es den einen oder anderen Lachanfall."
Meeke vs. Loix
Neben Petter Solberg und Daniel Elena startet in Huy auch der Brite Kris Meeke, der diese Saison für Citroën die Rallye-Weltmeisterschaft gefahren ist darauf hofft, dass er seinen Vertrag verlängern kann. Sein zweiter Condroz-Auftritt nach 2006. "Ich erinnere mich an extrem rutschige Strecken. Es sind ja gerade die schwierigen Bedingungen, die diese Rallye so berühmt machen. Es gibt sehr schnelle Passagen, es gibt langsame Passagen, aber vor allem viel Schlamm und eine Menge Fallen. Und ich erinnere mich an eine fantastische Stimmung."
Meeke steuert einen Citroën DS3 R5 - ein Gesamtsieg ist damit kaum drin, schätzt der Brite. Aber den Klassensieg will er sich auf jeden Fall sichern. Besonders freut er sich auf das Duell mit seinem ehemaligen Teamkollegen Freddy Loix. "Fast Freddy" steht bereits als Belgischer Meister 2014 fest und will es zum Saisonabschluss im Skoda Fabia S2000 daher noch einmal so richtig krachen lassen.
Genau das ist es, was jedes Jahr Zehntausende Zuschauer nach Huy lockt. "Die Herbst-Atmosphäre macht aus der Rallye du Condroz etwas ganz besonders", schwärmt Yves Matton. "Es sind so viele Leute am Streckenrand. Die Jahreszeit und die Witterung sorgen dafür, dass unsere schönen Condroz-Straßen von Schlamm bedeckt sind. Das macht diese Rallye so schwierig für die Fahrer und so spektakulär für die Zuschauer."
Bild: MarcVDS