Lara Vanneste ist 24 Jahre alt ("schon 24, was für ein Jammer", lacht die hübsche Brünette) und fährt ihre mittlerweile siebte Rallyesaison. Sie kommt aus Roeselare in der Provinz Westflandern - da muss man einfach Rallyefan werden. Drei Läufe zur Belgischen Meisterschaft werden in Westflandern gefahren.
Noch ein bisschen länger dabei ist Renaud Jamoul, 29 Jahre, aus Hannut. Er hat 2003 angefangen und war 2006 zum ersten Mal in der Weltmeisterschaft dabei. 2014 ist der Kalender besonders voll: Im Rahmen der Rallye-Weltmeisterschaft fährt er die Drive Dmack Fiesta Trophy in einem Ford Fiesta R2. Bei anderen Läufen, zum Beispiel in Argentinien, steigt er in einen stärkeren R5. Und dann gehören auch noch ein paar Läufe in Frankreich im WRC dazu.
Renaud fährt mit dem Franzosen Quentin Gilbert. "2012 waren wir Konkurrenten. Ich bin mit Quentins größtem Rivalen gefahren", erklärt Renaud Jamoul im BRF-Interview. "Wir haben uns also die Saison über im Auge behalten ... und 2013 hat er einen neuen Beifahrer gesucht, der ihn in der WM unterstützen kann. Also hat er mich angerufen und wir sind dann drei Rallyes zusammen gefahren. Das hat ganz gut geklappt, also wollen wir weiter zusammen arbeiten."
"Der Job des Beifahrers hat viele Facetten", erklärt Renaud. Natürlich ist eine der Aufgaben, gemeinsam mit dem Fahrer den Aufschrieb - das berühmte Gebetbuch - zu erstellen und es bei der Rallye dann vorzulesen. "Neben den Aufgaben im Auto gehört aber auch die ganze Planung dazu: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein." Wenn ein Team zu spät an einer Zeitkontrolle stempelt, kriegt der Beifahrer eins auf den Deckel. "Das Schwierigste dabei ist, morgens den Fahrer aus dem Bett kriegen", sagt Renaud mit einem Augenzwinkern.
Und die Beifahrer spielen eine wichtige psychologische Rolle: "Bei einem Durchhänger motivieren wir unseren Fahrer. Manchmal ist das Gegenteil - dann müssen wir ihn auch mal bremsen ..." Die leichteste Übung ist für Renaud das Lesen des Aufschriebs. "Es ist wie bei den Fahrern. Man hat es oder man hat es nicht." Ein Naturtalent eben!
Das gilt auch für Lara Vanneste - und noch dazu ist sie ein richtiges Sprachentalent. Lara liest das Gebetbuch in vier verschiedenen Sprachen! Neben einer Reihe von Belgiern ist auch sie schon mit Quentin Gilbert gefahren, außerdem mit Niederländern und Briten. 2014 fährt sie die Junior-WM im Citroën DS3 R3T mit dem Deutschen Christian Riedemann. Da muss man sich umstellen - auf die Sprache und auf das System, denn jeder Fahrer hat seine eigene Art, den Aufschrieb zu erstellen. "Auch wenn man nicht immer mit dem System einverstanden ist, muss man sich anpassen", erklärt Lara.
Leidenschaft für den Rallyesport
Deutsch kommt ihr auf jeden Fall gut über die Lippen. "Es ist dem Niederländischen doch sehr nahe. 'Links' ist 'links' und 'rechts' ist 'rechts'. Auch 'een, twee, drie' und 'eins, zwei, drei' geht", grinst Lara. Als Frau hat sie es in der Männerdomäne Motorsport nicht immer leicht. Ihr Rezept gegen alle Anfeindungen: harte Arbeit und ein professionelles Verhalten. So kommt erst gar keiner auf die Idee, sie könne ihren Job schlechter erledigen als ein Kerl. "Man muss eben seinen Mann stehen", sagt Lara. "Ich zeige allen, dass ich aus Leidenschaft für den Rallyesport hier bin und aus keinem anderen Grund."
Wichtiger als die Liebe zum Rallyesport ist nur eins, erklärt auch Renaud Jamoul: die Familie. Er ist vor kurzem Papa geworden und hat bei einer Rallye ausgesetzt, um bei der Geburt von Söhnchen Robin dabei zu sein. Ob Vater sein etwas ändert? "Klar", sagt Renaud. Ich strenge mich jetzt noch mehr an. "Schließlich will ich, dass mein Sohn stolz auf mich sein kann."
In Portugal ist es allerdings nicht gelaufen wie geplant: Nach einem Unfall auf dem Weg zur letzten Etappe sind Gilbert/Jamoul ausgefallen. Sie stießen frontal mit einem Fahrzeug der Veranstalter zusammen, bis auf ein paar Schrammen hatte der Unfall aber keine Folgen. Besser lief es für Riedemann/Vanneste: Sie fuhren in der Junior-WM auf Rang zwei.
Ghislain De Mévius, Johan Jalet und Stéphane Prévot
In der Drive Dmack Fiesta Trophy gibt es zwei weitere Belgier: Ghislain De Mévius (der Sohn von dem bekannten Rallyefahrer Grégoire de Mévius) und Beifahrer Johan Jalet, die in Portugal Dritte geworden sind.
In Portugal nicht dabei war der erfahrenste von den belgischen Beifahrern in der WM: Stéphane Prévot, der mit dem Australier Chris Atkinson einige WM-Läufe für Hyundai fährt.
Die zwei bekanntesten Belgier in der WM, Thierry Neuville und Nicolas Gilsoul, waren in Portugal auf den siebten Platz gefahren. Neuville: “Sehr positives Wochenende”
Bilder: Hersteller