Großen Eis-Show der eigentlichen Shorttrack-Spezialistin Jorien ter Mors: Die 24 Jahre alte Niederländerin hat bei den Winterspielen in Sotschi überraschend Eisschnelllauf-Gold über 1500 Meter gewonnen.
Die verblüffend schnelle ter Mors überraschte mit ihrer Zeit-Vorgabe von 1:53,51 Minuten selbst Top-Favoritin Ireen Wüst und sorgte für ein olympisches Novum.
Als erste Frau wagte die niederländische Fahnenträgerin den Doppelstart auf der Kurz- und Langbahn - und holte auf Anhieb den Olympiasieg, 24 Stunden nach ihrem vierten Platz im Shorttrack über die gleiche Distanz. "Mir fehlen die Worte. Es ist bizarr, auf dieser Bahn Olympiasiegerin zu werden. Ich denke jetzt an alles, was ich in den letzten Jahren mitgemacht habe. Ich habe meinen Vater verloren und dann das hier", meinte Ter Mors in einer ersten Reaktion beim TV-Sender NOS.
Wüst sicherte sich in 1:54,02 Minuten mit enttäuschendem Silber ihre sechste Olympia-Medaille. Bronze holte Lotte van Beek (1:54,54), die damit den dritten Dreifach-Erfolg der überragenden Niederländer in Sotschi perfekt machte.
Peeters mit dem 20. Platz
Jelena Peeters kam auf Rang 20 und übertraf damit erneut ihre Erwartungen. Sie legte die 1500 Meter in einer Zeit von 1:59.73 Minuten zurück, damit lag sie allerdings mehr als zwei Sekunden über ihrem belgischen Rekord (1:57.67), den sie vergangenes Jahr in Salt Lake City aufgestellt hatte. Mit Rang zwölf über 3000 Meter und diesem 20. Platz schließt die 28-Jährige ihre erste Olympia-Teilnahme zufrieden ab.
Verpasst Ireen Wüst ihr Ziel?
Ireen Wüst machte ein langes Gesicht. Fünf Olympiasiege waren ihr Ziel in Sotschi. Nach dem Erfolg über 3000 Meter und den beiden zweiten Plätzen über 1000 und 1500 Meter muss die dreifache Olympiasiegerin aus Heerenveen nun auf die 5000 Meter und die Teamverfolgung hoffen, um Schwimmerin Inge de Bruijn (4/2/2) als erfolgreichste Olympionikin der Niederlande noch abzulösen.
Mit dem Triumph von Ter Mors rechnete selbst im Mutterland des Eisschnelllaufs kaum jemand. Die Olympia-Saison hatte für die 24-Jährige aus Enschede mit einem Schicksalsschlag begonnen. Im Trainingslager in Font Romeu erfuhr sie im Mai vom Krebstod ihres Vaters Henk. Alle ihre Erfolge auf der Eisbahn widmete sie seitdem nur ihm.
Die Shorttrack-Raserei liebt sie über alles, das Eisschnelllaufen ist Ter Mors eher ein Seitensprung. Im Dezember 2012 war sie erstmals auf die lange Eisbahn gewechselt und hatte Superstar Ireen Wüst bereits mit dem Gewinn der Mehrkampf-Krone bei den nationalen Titelkämpfen verblüfft.
Tags zuvor hatten die sieggewohnten Niederländer, die in Sotschi schon jetzt auf das Rekordergebnis von 16 Medaillen (5/5/6) kommen, eine bittere Niederlage einstecken. In der bisher knappsten Eisschnelllauf-Entscheidung der Olympia-Historie musste sich Koen Verweij über 1500 Meter der Herren in 1:45,006 mit drei Tausendstelsekunden Rückstand dem Polen Zbigniew Brodka beugen. Der Feuerwehrmann aus Lowicz holte damit die erste olympische Medaille für sein Land im Eisschnelllauf.
dpa/belga/km - Bild: Eric Lalmand/BELGA