Schauen wir zehn Jahre zurück: Frühjahr 2003. Auswärtsspiel der Roten Teufel in Zagreb - ein paar Monate nach ihrer letzten Turnierteilnahme bei der WM in Japan und Südkorea. Die belgische Mannschaft geht ordentlich baden: mit 0:4 wird sie von Kroatien förmlich weggepustet.
Aber diesmal sind die Vorzeichen ganz andere: Belgiens "Goldene Generation", der weitere folgen könnten, geht mit breiter Brust und fünf Punkten Vorsprung in das Aufeinandertreffen. Anders noch als vor gut einem Jahr, beim 1:1 in Brüssel, begegnen sich die beiden Favoriten auf den Gruppensieg nicht mehr auf Augenhöhe.
Die unerwartete Heimpleite der Kroaten gegen Schottland und der schon eher zu erwartende Punktverlust in Serbien haben das Vertrauen in Mannschaft und Trainer angekratzt. Dazu sind Leistungsträger wie Darijo Srna oder Jossip Simunic gesperrt. Aber aufgepasst: Die Kroaten haben nach wie vor Leute wie Mario Mandzukic in ihren Reihen, oder Luka Modric oder Ivan Rakitic oder selbst Ivica Olic und Ivan Perisic.
Und auch auf belgischer Seite gibt es Ausfälle: Wie schon in Schottland fällt Kapitän Vincent Kompany für die beiden letzten Qualifikationsspiele aus. Er wird wohl wieder durch Daniel Van Buyten ersetzt, der bei den Bayern zwar nicht Stammspieler ist, aber in Glasgow seine Sache mehr als gut gemacht hat. Auch Torjäger Christian Benteke fehlt in Zagreb. Ihn dürfte Romelu Lukaku ersetzen, der seit seiner Ausleihe zum FC Everton wieder groß aufspielt - in der Nationalmannschaft hat es für ihn bislang weniger gut geklappt.
Erneut ein variabler Angriff?
Vielleicht überrascht Trainer Marc Wilmots auch wieder mit einem variablen Angriff - mit spielstarken und schnellen Leuten wie Eden Hazard, Kevin Mirallas, Nacer Chadli und Kevin de Bruyne.
A propos de Bruyne: Dass er bei Chelsea-Coach José Mourinho in Ungnade gefallen ist und darum im Verein nicht mehr zum Zuge kommt, ist das beherrschende Thema der letzten Tage und Wochen - mal abgesehen davon ob Riesentalente wie Zakaria Bakkali und Adnan Januzaj sich für die belgische oder eine andere Nationalmannschaft entscheiden.
Aber das ist Zukunftsmusik. Wie die Salsa-Rhythmen der Copacabana. Nun müsste es schon mit dem... Teufel zugehen, wenn Belgien in den letzten beiden Spielen nicht die Qualifikation schafft - und sei es am Dienstag im Heimspiel gegen die von bislang zehn Ausfällen geplagten Waliser. Nur wäre der Erfolgsdruck dann schon riesig groß - und das Beispiel von Frankreich zeigt, dass auch schon größere Nationen einen solchen Vorteil aus der Hand gegeben haben.
In Kroatien wird Belgien aber nicht (wie in früheren Zeiten) auf Unentschieden spielen - das könne er seinen Spielern gar nicht vorgeben, sagte Marc Wilmots noch Anfang der Woche. Die Auswärtsbilanz in der laufenden Kampagne spricht für die Roten Teufel: lauter Siege und nicht ein einziges Gegentor - allerdings zeigte die Anfangsphase in Serbien, dass es auch anders hätte laufen können.
Mit seinem Understatement sollte Marc Wilmots die Mannschaft richtig einstellen können: mit Selbstvertrauen, ohne überheblich zu sein. Denn anders als die Belgier haben die Kroaten nichts mehr zu verlieren.
Übrigens: Sollte es schon am Freitag klappen mit der Qualifikation rät der Fußballverband vorsorglich davon ab, zum Flughafen nach Brüssel zu fahren, um die Roten Teufel in Empfang zu nehmen. Aufgrund von Arbeiten an der Ankunftshalle sei der Zugang eingeschränkt und schwierig. Aber soweit sind wir ja noch nicht!
Die Roten Teufel spielen an diesem Freitag in Kroatien um das Ticket zur WM in Brasilien. Ein Punkt würde reichen. Anpfiff ist um 18:00 Uhr. Es gibt auch in Ostbelgien eine Reihe von Möglichkeiten zum "Public Viewing", so etwa am Clown in Eupen oder im "Triangel" in St. Vith.
Karikatur: Valentine Lilien