Die Königsetappe der 100. Tour de France hatte es in sich: Gleich zweimal musste der legendäre Berg Alpe d'Huez bezwungen werden. Dazwischen lag eine Abfahrt, die allen Angst machte. Der befürchtete Regen blieb zwar - genau wie gestern - erneut aus, aber die ungesicherten, schmalen Straßen des Col de Sarenne waren auch im trockenen Zustand äußerst schwierig zu meistern. Der spätere Sieger der Etappe, der Franzose Christophe Riblon, kam in einer Kurve von der Straße ab und sein Rennen schien vorzeitig zu Ende. Doch Riblon kämpfte weiter und machte im zweiten Anstieg des Alpe d'Huez seinen Rückstand auf den führenden Amerikaner Teejay van Garderen wieder wett. 2 Kilometer vor dem Ziel holte Riblon ihn ein und liess ihn stehen. Dem ersten Sieg eines Franzosen bei dieser Tour, womit schon keiner mehr gerechnet hatte, stand nichts mehr im Weg.
Hinter Riblon und van Gaarderen wurde Mann gegen Mann um die Plätze in der Gesamtwertung gefightet. Chris Froome erlebte 5 Kilometer vor dem Ziel einen Einbruch. Offenbar hatte der Brite zu wenig getrunken oder gegessen. Glück für ihn, dass sein Mannschaftsgefährte Richie Porte bei ihm war und für Verpflegung sorgen konnte. Froome musste die Konkurrenten Quintana und Rodriguez zwar ziehen lassen, doch er rettete sich am Hinterrad von Richie Porte ins Ziel. Die Nummer 2 der Gesamtwertung, Alberto Contador, hatte auch einen schlechten Tag und kam noch einen Meter hinter Froome ins Ziel, der damit seinen Vorsprung weiter ausbaute. Neuer Dritter der Gesamtwertung ist der Kolumbianer Nairo Quintana, der Vierter der Etappe wurde, und jetzt nur noch 21 Sekunden Rückstand hat, auf Alberto Contador. Hoffnungen auf einen Podiumsplatz in Paris können sich auch der Tscheche Kreuziger und der Spanier Rodriguez machen, nach ihrer guten Leistung auf dem Alpe d'Huez.
Bester Belgier war Bart De Clercq auf Platz 20.
Am Freitag geht es weiter mit der nächsten Bergetappe in den Alpen, diesmal über 204 Kilometer von Bourg-d'Oisans nach Le Grand Bornand.
Weltmeister Philippe Gilbert wurde vor dem Start in Gap gefragt, wie schwer er die Etappe nach Alpe d'Huez einschätze. Gilbert meinte, es sei eine schwere Etappe, aber nicht die schwerste. Die komme erst am Freitag, mit gleich fünf Steigungen der höchsten Kategorien auf einer Gesamtlänge von 70 Kilometern.
Bild: Jeff Pachoud (afp)