Lionel Cox aus dem Lütticher Vorort Ougrée hat mit Platz zwei in seiner Paradedisziplin beim Schießen für eine positive Überraschung gesorgt. Und das gleich bei seiner ersten Teilnahme bei Olympia. Sein bestes Resultat war bislang ein elfter Platz beim diesjährigen Weltcup in Mailand gewesen.
Beim bislang größten Erfolg seiner Karriere zeigte Lionel Cox eine tadellose Leistung auf dem Schießstand der königlichen Artillerie-Kasernen in London. Mit dem zweitbesten Ergebnis in der Qualifikation stieß der Lütticher ins Finale der letzten Acht ein.
In diesem Finale wurde er mit 701,2 Ringen Zweiter hinter dem Weißrussen Sergej Martinov, der auf 705,5 Ringe kam. Die Silbermedaille war äußerst knapp: Mit 701,0 Ringen war der Dritte, der Slowene Rajmond Debevec, nur 0,2 Punkte hinter dem Belgier.
Der Erfolg ist um so höher einzuschätzen, da mit Lionel Cox ein echter Amateur am Start war - im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, die man als Profis bezeichnen muss. Lionel Cox arbeitet als Arbeitsinspektor in Lüttich und übt seinen Sport nur als Hobby aus. Belgien hat lange auf eine erneute Medaille im Schießen warten müssen: Die letzte belgische Medaille in einer Schießdisziplin gewann 1988 Frans Peeters, der in Seoul Dritter im Tontaubenschießen wurde.
Sehr zufrieden mit der unverhofften Medaille durch Lionel Cox zeigte sich der Leiter der belgischen Delegation in London, Eddy De Smedt. Nach Bronze durch Judoka Van Snick und Silber durch Sportschütze Lionel Cox könne Belgien von einem Ergebnis wie in Atlanta träumen. 1996 gewannen belgische Athleten sechs Medaillen. Vor allem in der Leichtathletik werden die Belgiern weitere Medaillen zugetraut, im 400 Meter-Lauf durch die Brüder Borlée, in der 4x400 Meter-Staffel sowie im Hochsprung durch Tia Hellebaut.
In die allgemeine Freude über die zweite Medaille für Belgien sorgte der Sportminister der Fédération Wallonie-Bruxelles für einen Wermutstropfen. Minister André Antoine konnte es sich nicht verkneifen, in seiner Stellungnahme von der zweiten "frankophonen" Medaille bei den Spielen in London zu sprechen. Judoka Charline Van Snick kommt genau wie Lionel Cox aus Lüttich. Die Sportförderung seines Ministeriums habe sich ausgezahlt, schreibt Antoine. Lionel Cox hat in diesem Jahr 20.000 Euro aus Namür erhalten, um sich auf Olympia vorzubereiten.
Und schließlich meldete sich auch noch der Brüsseler Regionalminister Benoît Cerexhe zu Wort. Als Arbeitgeber des Arbeitsinspektors Lionel Cox beglückwünschte er sich selbst zu der Maßnahme, die Sportlern erlaube, vom Dienst frei gestellt zu werden, um sich auf große Ereignis wie Olympia vorzubereiten. In anderen Ländern Selbstverständlichkeiten, für die Sportler in Belgien sich anscheinend noch extra bedanken müssen.
Bultheel und Aerts auf Kurs
Michael Bultheel qualifizierte sich für das Halbfinale über 400 Meter Hürden. Mit einer Zeit von 49,18 Sekunden verbesserte er seine persönliche Bestmarke um zwei Zehntelsekunden. Er war Achtschnellster der Vorläufe.
Im Siebenkampf schaffte Sara Aerts einen gelungenen Start. Über 100 Meter Hürden lief Aerts in 12,94 Sekunden neue persönliche Bestzeit und auf Rang vier. Im Hochspringen erreichte Aerts 1,65 Meter. Am Abend stehen noch Kugelstoßen und der 200 Meter-Lauf auf dem Programm. Die letzten drei Disziplinen werden am Samstag ausgetragen.
Schwimmerin Jolien Sysmans konnte sich dagegen nicht für das Halbfinale über 50 Meter Freistil qualifizieren. Auch für Anna Bolshakova sind die Olympischen Spiele zu Ende. Mit einer Weite von 13,84 Metern verpasste sie das Dreisprung-Finale. Ruderer Tim Maeyens kam im B-Finale der Einer nur auf Rang sechs. Somit beendet er die Olympischen Spiele auf dem zwölften Platz.
Bild: Dirk Waem (belga)