Eine Antwort darauf kann nur dessen Teamkollege und Landsmann Christopher Froome geben. Und das hat er am Dienstag getan.
Christopher Froome hat am Dienstag Treue geschworen: Er will erst im nächsten Jahr bei der Tour de France auf Sieg fahren. "Ich gebe zu, es ist wirklich schwierig, aber das ist nun mal mein Job", erklärte Froome an diesem zweiten Ruhetag der Tour de France 2012.
Die Palastrevolution in den Pyrenäen wird damit ausbleiben: König Bradley Wiggins wird von seinem Vize nicht vom Thron gestoßen werden und als erster Brite in 109 Jahren das wichtigste Radrennen der Welt gewinnen.
Teamchef Sean Yates hat sich also durchgesetzt und dafür gesorgt, dass die Stallorder nicht in Frage gestellt wird. Was bei der Formel-Eins inzwischen verboten ist, scheint beim Radsport noch niemand in Frage zu stellen: Wiggins ist die Nummer 1 im Sky-Team und so soll es auch bleiben. Froome soll Wiggins zum Sieg verhelfen und eigene Gewinnchancen auf nächstes Jahr verschieben.
Keine Spannung mehr?
Für die Zuschauer der diesjährigen Tour de France bedeutet dies aber wahrscheinlich Langeweile bis kommenden Sonntag in Paris. Wer außer Christopher Froome soll Wiggins in den Pyrenäen angreifen? Die Alpenetappen haben gezeigt, dass nur Froome dazu im Stande gewesen wäre, Wiggins nicht nur abzuhängen, sondern auch entscheidend zu distanzieren. Wer nämlich ohne mindestens drei Minuten Vorsprung vor Wiggins in das Zeitfahren am vorletzten Tag geht, wird den Favoriten nicht vom Gewinn der Tour de France abhalten können.
Wer kann ihn also noch angreifen in den Pyrenäen? Der Toursieger des vergangenen Jahres, Cadell Evans, hat es in der Königsetappe versucht und ist gescheitert. Evans hatte am Ende noch mehr Rückstand als vor der Etappe. Mit seinem aktuellen Rückstand von 3 Minuten 19 auf Platz 4 ist der Australier kaum noch zum Favoritenkreis zu rechnen.
Bleibt noch der Italiener Vincenzo Nibali auf Platz 3. Sein Rückstand auf Wiggins beträgt 2 Minuten 23. Nibali ist kein guter Zeitfahrer: Für ihn sind die beiden letzten Bergetappen morgen und übermorgen in den Pyrenäen die letzte Chance, Wiggins noch zu schlagen. Und sollte Nibali tatsächlich angreifen, wird der beste Belgier, Jürgen Vandenbroek, ihn sicherlich unterstützen und versuchen, zusammen mit dem Italiener das britische Duo Wiggins-Froome abzuhängen.
Ein Belgier auf Platz 5
Jürgen Vandenbroek ist aktuell auf Platz 5 mit einem Rückstand von 4 Minuten und 48 Sekunden. Die Chancen auf einen Podiumsplatz in Paris sind zwar gering, doch nur mit einem Angriff in den Pyrenäen ist eine Verbesserung in der Gesamtwertung noch möglich, vor allem da auch Vandenbroek kein guter Zeitfahrer ist und deshalb auf der vorletzten Etappe zwischen Bonneval und Chartres wahrscheinlich noch zusätzliche Zeit auf seine Konkurrenten verlieren wird. Vandenbroeck hat auf dieser Tour schon bewiesen, dass er in den Bergen der Gruppe des "Maillot jaune" davon fahren kann.
Doch machen wir uns nichts vor: Die Tour 2012 ist gelaufen, wenn Bradley Wiggins die Rundfahrt ohne Unfall heil übersteht. Selbst wenn Nibali und Vandenbroek in den Pyrenäen noch angreifen, braucht Wiggins am Hinterrad seines Teamkollegen Froome keine Angst zu haben. Vor allem nicht nach dem Treueschwur heute.
Bild: Yorick Jansens (belga)