Die schwerste von drei Alpenetappen hat während 4½ Stunden besten Radsport geboten. Gleich nach dem Start suchten 27 Fahrer in einer Ausreißergruppe die Flucht nach vorne. Bradley Wiggins und sein Sky-Team behielten die Ruhe und fuhren in einem regelmäßigen Tempo über den Col de la Madeleine und den Col de la Croix de Fer, beide über 2000 Meter hoch. Das Tempo reichte, um das Feld auf 16 Fahrer auszudünnen. Jelle Vanendert musste sehr früh abreißen lassen, und auch Maxime Monfort konnte dem Rhythmus nicht folgen.
Vier Fahrer aus der frühen Ausreißergruppe fuhren vor dem Schlussanstieg nach La Toussuire noch an der Spitze. Aus dem Quartett hatte nur der Franzose Pierre Rolland noch die Kraft, die Verfolger auf Distanz zu halten. Einen Tag nach seinem Landsmann und Teamgefährten Thomas Voeckler (Europcar) gewann Pierre Roland die zweite und schwerste Alpenetappe.
Entscheidung per Funkmikro
Dahinter lief mit äußerster Spannung der Kampf der Spitzenfahrer um Positionen und Sekunden. Dieser Kampf wurde über das Funktelefon der Rennleiter gesteuert. Als der Brite Christopher Froome beim Anstieg nach La Toussuire allen Mitstreitern davon gefahren war(auch seinem Teamgefährten Bradley Wigins, dem Träger des Gelben Trikots) und wie der mögliche Etappensieger aussah, wurde er von seinem Renndirektor aus dem Begleitfahrzeug ausgebremst. Froome musste das Tempo drosseln und an der Seite von Wiggins bleiben. Bis zum Finale sah man Froome telefonieren. Wie abartig es ist, dass derartige Tour-Etappen von den Rennleitern ferngesteuert werden, das wurde am Donnerstag einem Millionenpublikum vor Augen geführt.
Starker Van den Brouck als Vierter im Ziel
Hinter Romain Rolland führte der Franzose Thibaut Pinot, der am Sonntag die Etappe durch das Jura gewonnen hatte, als Zweiter die Gruppe der Favoriten mit einem Rückstand von 55 Sekunden ins Ziel. Dritter wurde Christopher Froome und Vierter Jurgen Van den Broeck, vor Vicenzo Nibali und Bradley Wiggins (alle zeitgleich). Einmal mehr gehörte Jurgen Van den Broeck zu den aktivsten Fahrer in der Gruppe der Favoriten.
Aktiv war auch Cadel Evans. Allerdings verpulverte der Vorjahressieger seine Körner mit einer letztlich nutzlosen Attacke beim Anstieg zum Croix de Fer und musste dafür bei der letzten Steigung die Zeche zahlen. Genau wie der Luxemburger Frank Schleck verlor Evans fast anderthalb Minuten auf Wiggins, Froome, Nibali und Van den Broeck.
Cadel Evans Verlierer des Tages
Spitzenreiter der Gesamtwertung bleibt Bradley Wiggins, gefolgt jetzt von seinem Landsmann und Teamgefährten Christopher Froome (2:05 Minuten zurück). Dahinter kommt als Dritter der Italiener Vicenzo Nibali(2:23), dann Cadel Evans(3:19) und als Fünfter Jurgen Van den Broeck. Mit einem Rückstand von 4:48 Minuten darf er sich als einer der Gewinner der schweren Alpenetappe fühlen.
Im Gegensatz zu Maxime Monfort. Der handelte sich genau wie Jelle Vanendert einen Rückstand von 14 Minuten ein und ist nicht mehr in den Top-Ten der Gesamtwertung zu finden. Der Profi aus der Provinz Luxemburg steht jetzt an 17. Stelle.
Bild: Pascal Pavani (afp)