Eine eigentlich harmlose Etappe nahm für einige Fahrer der Tour de France einen dramatischen Verlauf. Mehrere Stürze haben nämlich das Geschehen geprägt. Darin verwickelt waren diesmal auch einige Anwärter auf die vorderen Plätze des Classement Général: der Luxemburger Frank Schleck, der Kanadier Ryder Hesjedal, der Spanier Alejandro Valverde und der Niederländer Robert Gesink. Sie und viele andere wurden aufgehalten und haben sich einen Rückstand von über zwei Minuten eingehandelt.
Schleck, Hesjedal, Valverde und Gesink verlieren 2 Minuten
Erwischt hat es aber auch einige Wasserträger wie Johan Van Summeren, der erst eine Viertelstunde nach dem Sieger ins Ziel kam. Oder André Greipel, der gleich zweimal zu Boden ging, sich an der Schulter verletzte, aber dann doch wieder von seinen Teamkollegen an die Spitze begleitet werden konnte.
Auch wenn Jelle Vanendert beim großen Sturz 25 Kilometer vor dem Ziel aufgehalten wurde, konnte der Lotto-Express fünf Kilometer vor dem Ziel noch einmal den Endspurt für André Greipel anziehen. Umso interessanter, als auch der Hauptrivale für den Endspurt Marc Cavendish in den Sturz verwickelt war und nicht zum kleinen Rest des Hauptfeldes gehörte. Genau wie gestern in Saint Quentin und vorgestern in Rouen lief für André Greipel alles perfekt, doch diesmal konnte Peter Sagan sich kurz vor der Ziellinie noch an Greipel vorbei schieben und die Etappe gewinnen.
Peter Sagan, der schon in Seraing und in Boulogne sur Mer gewonnen hatte, feierte also auf der sechsten Etappe seinen dritten Tageserfolg, eine beeindruckende Bilanz für den 22-jährigen Slowaken. Der Träger des Grünen Trikots siegte vor André Greipel, der nach zwei Stürzen am Freitag nicht ganz so stark fuhr wie an den beiden Vortagen.
Zu den vielen Pechvögeln des Tages gehörte auch Kris Boeckmans, der belgische Sprinter aus dem niederländischen Team Vancansoleil. Boeckmans hatte es geschafft, sich auf der Zielgeraden zwischen die Lotto-Fahrer zu schieben und war in einer perfekten Ausgangsposition für eine Top-Drei Platzierung. Ausgerechnet in diesem Augenblick riss seine Kette. Mit einem Schlag war alles aus und vorbei.
Monfort 10., Van den Broeck 16.
Gut durchgekommen ist Fabian Cancellara. Der Schweizer konnte das Gelbe Trikot des Spitzenreiters erneut verteidigen. Keine Probleme gab es auch für Tourfavorit Cadel Evans und sein BMC-Team. Ohne Zeitverlust erreichte auch Jurgen Van den Broeck das Ziel. Der Podium-Anwärter aus der Provinz Antwerpen schob sich mit einem Rückstand von 28 Sekunden auf Fabian Cancellara auf den 16. Platz der Gesamtwertung. Damit ist Jurgen Van Den Broeck nach wie vor zweitbester Belgier. Maxime Monfort ist bester Belgier des Classement Général. Mit einem Rückstand von 22 Sekunden belegt Monfort jetzt sogar Platz 10.
Am Samstag stehen die Tourfavoriten zum ersten Mal unter Zugzwang. Bei der Vogesen-Etappe mit Bergankunft in La Planche des Belles Filles beginnt der Kampf um die Sekunden und Minuten, die über den Endsieg am 22. Juli in Paris entscheiden.
Bild: Pascal Pavani (afp)