Die fünfte Tour-Etappe bescherte den Radsportfans ein dramatisches Finale: Auf den letzten 1000 Metern mussten die Fernseh-Kommentatoren den Namen des wahrscheinlichen Siegers mehrfach korrigieren. Zunächst sah es so aus, als könnte Jan Ghyselinck einen ersten belgischen Etappensieg einfahren, dann schob sich der Spanier Urtasun noch einmal an die Spitze und die Attacke der Sprinter schien zu spät gekommen, doch auf den allerletzten Metern der leicht ansteigenden Zielgeraden wurden alle etwas langsamer. Bis auf André Greipel, der hatte noch Körner und konnte noch einmal das Tempo erhöhen.
Bärenstark ließ der Fahrer aus dem Rennstall Lotto-Belisol-Team alle Konkurrenten hinter sich und gewann die Etappe. Vor dem Australier Matthew Ghoss und dem Argentinier Juan José Haedo. Marc Cavendish, der am Mittwoch gestürzt war und dieses Mal den Zwischenspurt gewann, musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Auch am Donnerstag gab es den fast schon obligatorischen Sturz 2,5 Kilometer vor der Ankunft, diesmal musste Peter Sagan, der Träger des Grünen Trikots, vom Rad und konnte nicht in die Entscheidung eingreifen.
Dennoch verteidigte Sagan die Spitzenposition in der Punktwertung, genau wie Fabian Cancellara den ersten Platz in der Gesamtwertung. Der Schweizer startet also am Freitag erneut im Gelben Trikot.
Jan Ghyslinck mutiger Ausreißer
Die Ausreißergruppe, die sich wieder gleich nach dem Start gebildet hatte, darf nicht unerwähnt bleiben. Um ein Haar hätten Jan Ghyselinck aus der französischen Cofidis-Mannschaft, die beiden Franzosen Ladagnous und Simon sowie der Spanier Pablo Urtasun den Sprintern ein Schnippchen geschlagen. Auf den letzten 20 Kilometern konnten die vier nämlich noch einmal richtig Gas geben und das Feld auf Distanz halten.
Unter der 'Flamme Rouge', die den letzten Kilometer anzeigt, fuhr Jan Ghyselinck sogar allein an der Spitze, doch auf den allerletzten Metern schossen dann doch die Sprinter an den Ausreißern vorbei und machten das Rennen unter sich aus.
Trauer um Rob Goris
Überschattet wurde die fünfte der Tour de France durch zwei Ereignisse, die unmittelbar vor dem Start in Rouen bekannt wurden. In der Nacht zum Donnerstag ist der erst 30-jährige belgische Radsportler Rob Goris aus Herentals plötzlich verstorben. Rob Goris war nicht Teilnehmer der Tour de France sondern Gast, weil er in der VRT-Sendung 'Vive Le Vélo' aufgetreten ist, gemeinsam mit seiner Freundin, Katrien Van Looy, einer Enkelin von Rik Van Looy. Nach der Sendung fuhr Rob Goris, der Eishockey-Nationalspieler war und 2010 Landesmeister der Radamateure wurde, ins Hotel nach Honfleur. Dort starb er in der Nacht nach einem Herzstillstand.
Das zweite Thema, das die Tour außerhalb des eigentlichen Renngeschehens beschäftigte, war das Thema Doping. Hier haben die Ermittlungen gegen Lance Armstrong auch die Tour 2012 erreicht. Presseinformationen zufolge haben vier aktuelle Tour de France-Teilnehmer im Zuge dieser Ermittlungen die Einnahme von Dopingprodukten zugegeben. Dabei handelt es sich um die vier US-Profis Levi Leipheimer, der am Donnerstag bei Omega Pharma Quick Step fährt, George Hincapie aus dem BMC-Team, sowie Christian Vandevelde und David Zabriskie von Garmin.
Bild: Yorick Jansens (belga)