Der Träger des Gelben Trikots Thomas Voeckler versteuerte sich und verlor 25 Sekunden auf seine Verfolger. Der Elsässer bleibt aber Spitzenreiter der Gesamtwertung. Der Limburger Jelle Vanendert fährt weiter im gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers.
Zwei Norweger sind bei der Tour de France am Start. Und die haben inzwischen je zwei Etappensiege auf ihrem Konto. Gestern fuhr Thor Hushovd zum zweiten Mal als Tagesgewinner ins Ziel, heute - bei der ersten Alpenetappe - zog Boasson Hagen gleich. Vier Etappensiege für ein Land, das nur zwei Fahrer dabei hat, das ist so schnell nicht zu überbieten.
Auf der Fahrt von Gap nach Pinerolo gehörte Boasson Hagen zur 14-köpfigen Ausreißergruppe, die sich schon kurz nach dem Start gebildet hatte. Auch Björn Leukemans, der bei dieser Tour bislang kaum in Erscheinung getreten war, war bei den frühen Angreifern, die diese erste Alpenetappe unter sich ausmachten.
Beim letzten Anstieg, dem Colle Pra Martino, einem Berg der zweiten Kategorie, setzte Boassan Hagen sich allein an die Spitze. Dank seiner Abfahrer-Qualitäten wurde der zweite Etappensieg des 24-jährigen Norwegers nicht mehr gefährdet. Boasson Hagen erreichte das Ziel in Pinerolo mit 43 Sekunden Vorsprung auf den Niederländer Bauke Mollema. Dritter wurde nach 50 Sekunden der Franzose Sandy Casar.
Björn Leukemans kam als 13. ins Ziel, vor Kevin De Weert. De Weert fuhr heute in einer kleinen Verfolgergruppe und wurde 15. In der Gesamtwertung belegt er als bester Belgier nach wie vor den zwölften Rang.
Contador attackiert erneut
In der Gruppe der Favoriten haben wir beim Anstieg zum Colle Pra Martino erneute Attacken von Alberto Contador erlebt. Diesmal konnte der Spanier seine Konkurrenten jedoch nicht abschütteln, heute kam die Gruppe der Anwärter auf den Gesamtsieg geschlossen ins Ziel. Mit einem Rückstand von gut vier Minuten auf Boasson Hagen fuhren Andy und Frank Schleck, Alberto Contador, Cadel Evans und Samuel Sanchez zeitgleich ins Ziel. Auch Jelle Vanendert, der Limburger im Trikot des besten Kletterers, gehörte zu dieser kleinen Gruppe.
Voeckler saust in die Deko
In dieser Gruppe fehlten allerdings Ivan Basso und Thomas Voeckler. Sie handelten sich auf der letzten Abfahrt ins Ziel einen Rückstand von 25 Sekunden ein. Wobei Thomas Voeckler mit einem blauen Auge davon kam. Der Franzose versteuerte sich nämlich nicht weniger als dreimal und landete einmal sogar auf der Terrasse eines Privathauses. Da hatte der Elsässer im Gelben Trikot Glück im Unglück. "Genauso gut hätte ich die Tour auch im Krankenwagen verlassen können", sagte Voeckler bei der Ankunft.
Spitze so eng wie nie
Thomas Voeckler kam nicht zu Fall, verlor aber Zeit. Jetzt hat er nur noch einen Vorsprung von 1:18 Minuten auf den Australier Cadel Evans und Frank Schleck liegt mit 1:22 Sekunden Rückstand in Lauerstellung.
Doch das sind nicht die einzigen Anwärter auf den Gesamtsieg, denn selbst der Gesamt-Achte, der Italiener Ivan Basso, hat nur 3½ Minuten Rückstand. Vier Tage vor der Ankunft in Paris war es bei der Tour noch nie so eng.
Gut möglich, dass sich das morgen ändert, denn morgen steht die vermutlich schwerste Etappe auf dem Streckenplan: 200 Kilometer lang, mit drei Alpenpässen Hors Catégorie und Gipfelankunft auf dem 2650 Meter hohen Col du Galibier. Aber auch auf dem Weg dorthin dürfen die Fahrer noch nicht ihr letztes Pulver verschießen, denn der Galibier ist am Freitag noch einmal zu bewältigen, ganz zu schweigen von der Gipfelankunft in Alpe d'Huez.
Bild: Eric Lalmand (belga)