Wenn Thor Hushovd eine Pyrenäen-Etappe gewinnt und auch ein Philippe Gilbert ins Rampenlicht fährt, dann lässt das darauf schließen, dass sich die Kletterspezialisten und die Favoriten auf den Gesamtsieg zurückgehalten haben. Was wiederum daran lag, dass der Col d'Aubisque auf der Strecke von Pau nach Lourdes der einzige schwere Anstieg war und das 50 Kilometer vor dem Ziel. Da gab es für die Tourfavoriten nicht wirklich die Möglichkeit, sich entscheidend abzusetzen.
Tapferer Jérémy Roy
So beherrschten zehn Ausreißer die Etappe und machten den Sieg unter sich aus. Am Col d'Aubisque setzte sich aus der Zehnergruppe der Franzose Jérémy Roy ab, erreichte als Erster die Passhöhe und fuhr damit auf Platz eins der Bergwertung. Der Etappensieg blieb dem tapferen Franzosen verwehrt, weil Weltmeister Thor Hushovd die Talfahrt nach Lourdes nutzte, um gemeinsam mit dem Franzosen David Moncoutié zwei Kilometer vor dem Ziel zu Jérémy Roy aufzuschließen. Der Rest war dann reine Formsache für den Mann im Regenbogentrikot. In Lourdes wurde Thor Hushovd zum neunten Mal in seiner Karriere Sieger einer Tour de France-Etappe, zum ersten Mal erreichte er das Ziel im Alleingang und konnte den Triumph schon auf der Zielgeraden auskosten. Mit einem Rückstand von zehn Sekunden wurde David Moncoutié Zweiter vor dem unglücklichen Jérémy Roy.
Gilbert macht Jagd auf Punkte und Sekunden
Hinter den Ausreißern setzte wieder einmal Philippe Gilbert die Akzente. Auch wenn es für ihn noch maximal um Platz zehn der Tageswertung und damit um sechs Punkte für das Grüne Trikot ging, setzte Philippe Gilbert sich auf der Abfahrt vom Aubisque aus der Gruppe der Favoriten ab.
Mit sieben Minuten Rückstand auf seinen Trainingspartner Thor Hushovd erreichte Philippe Gilbert das Ziel als Zehnter und verbesserte sich in der Gesamtwertung um drei Positionen vom 12. auf den neunten Rang. 50 Sekunden hinter Gilbert führte der Spanier Joacquin Rojas als 12. das Feld mit den Tourfavoriten ins Ziel. Hier belegten Jelle Vanendert und Maxime Montfort die Plätze 15 und 16.
Auf den ersten Plätzen des Classement Général gab es keine Veränderung. Der Franzose Thomas Voeckler verteidigte noch einmal das Gelbe Trikot des Spitzenreiters. Der Brite Mark Cavendish bleibt Erster der Punktwertung vor Rojas und Gilbert. Neuer Spitzenreiter der Bergwertung wurde Jérémy Roy, ein schwacher Trost für den Franzosen.
Samstag Entscheidung?
Am Samstag steht die dritte, die letzte und die schwerste Pyrenäen-Etappe auf dem Streckenplan. In einer Berg und Talfahrt führt der Parcours über 170 Kilometer von Saint Gaudens zum Plateau de Beille, wo die Gipfelankunft nach einer Steigung der höchsten Kategorie erfolgt. Wer dort gewinnt, hat gute Chancen, Gesamtsieger der Tour zu werden. Viermal war der Wintersportort schon Etappenziel, viermal fuhr dort der spätere Tourgewinner als Sieger ins Ziel.
Bild: Benoit Doppagne