Spannenden Radsport haben die Zuschauer auf der ersten Bergetappe der diesjährigen Tour de France erlebt. Weil die Favoriten auf den Gesamtsieg sich gegenseitig neutralisierten und erst kurz vor der Ziellinie attackierten, hielten sich die Zeitunterschiede in Grenzen. Dennoch brachte die Etappe mit zwei Anstiegen 'Hors catégorie' interessante Erkenntnisse über den Leistungsstand der Sieganwärter.
Hier handelte der spanische Vorjahressieger Alberto Contador sich weitere Minuspunkte ein. Obwohl Andy Schleck, Fränk Schleck und Ivan Basso erst fünf Kilometer vor der Bergankunft in Luz Ardiden angriffen, musste Alberto Contador seine Konkurrenten ziehen lassen und kam mit 22 Sekunden Rückstand auf Fränk Schleck ins Ziel. 12 Sekunden verlor Contador auf Andy Schleck und Cadel Evans.
Tourneuling überrascht
Vor den Top-Favoriten um den Gesamtsieg kamen nur zwei Fahrer ins Ziel: Der spanische Olympiasieger Samuel Sanchez und der Limburger Jelle Vanendert. Während man dem Olympiasieger von Peking und Tour-Vierten des letzten Jahres diesen Etappensieg durchaus zutrauen konnte, kommt der zweite Platz von Jelle Vanendert aus dem Team Omega Pharma Lotto einer Sensation gleich. Obwohl der 26-jährige Limburger seine erste Tour de France bestreitet, folglich noch nie eine Bergetappe dieses Rennens mitgefahren ist und bei den bisherigen Etappen Tempo machen musste für Philippe Gilbert und André Greipel, fuhr der Profi aus Limburg nur sechs Sekunden hinter Samuel Sanchez als Zweiter ins Ziel. Möglicherweise hätte er sogar gewonnen, wenn er nicht 300 Meter vor der Ankunft bei einer zu frühen Attacke sein Pulver verschossen hätte.
Trösten darf sich Jelle Vanendert nicht nur mit dem zweiten Rang in der Tageswertung sondern auch mit dem zweiten Platz in der Bergwertung, wo Samuel Sanchez die Führung übernommen hat und das gepunktete Trikot überstreifen durfte.
Bergtaugliche Belgier
Dabei war Jelle Vanendert nicht mal der einzige Belgier, der am Donnerstag auf sich aufmerksam machte. Beim Anstieg zum Tourmalet, der vorletzten Steigung, mischten nicht weniger als fünf belgische Profis ganz weit vorne mit. Maxime Monfort machte im Leopard-Team das Tempo für die Gebrüder Schleck. Kevin De Weert aus der Quick Step-Mannschaft bestätigte seine bislang starke Tour de France und kam zwei Minuten nach Sanchez und Vanendert als 19. ins Ziel. Lange mitgehalten haben auch Thomas De Gendt und Philippe Gilbert. Sieben Kilometer vor dem Ziel fuhr Gilbert noch in der Favoritengruppe und ließ erst abreißen, als Ivan Basso die erste Attacke lanciert hatte und das Tempo immer weiter verschärft wurde. Am Ende wurde Philippe Gilbert 24. und hat die Testfahrt durch das Hochgebirge erfolgreich hinter sich gebracht.
Genau wie Thomas Voeckler. Der Elsässer profitierte von der abwartenden Haltung der Favoritengruppe und fuhr tapfer an der Seite von Schleck, Evans, Contador und Basso nach Luz-Ardiden. Erst ganz zum Schluss ließ er abreißen, konnte aber als Neunter der Tageswertung das Gelbe Trikot des Spitzenreiters auch am französischen Nationalfeiertag noch einmal verteidigen.
Als erster der Gesamtwertung hat Voeckler 1:49 Minuten Vorsprung auf Fränk Schleck. Cadel Evans ist mit einem Rückstand von 2:06 Minuten Dritter. Alberto Contador belegt Rang sieben und hat jetzt schon 2:11 Rückstand auf Frank Schleck. Als beste Belgier der Gesamtwertung stehen Kevin De Weert und Philippe Gilbert auf den Plätzen 11 und 12.
Bild: Guillaume Horcajuelo (epa)