Philippe Gilbert auf Platz fünf, Jurgen Van den Broeck auf Rang neun. Zwei Belgier also in den Top-Ten einer Tour-Etappe, die alle Asse gewinnen wollten. Nach einem solchen Ergebnis hätten sich die belgischen Fans vor einem Jahr noch die Finger geleckt. Wenn ein solches Resultat heute wie eine Enttäuschung empfunden wird, dann ist dies ein Zeichen dafür, wie sehr Philippe Gilbert uns in diesem Frühjahr verwöhnt hat.
15 Mal fuhr der Weltranglisten-Erste als Sieger ins Ziel. Ausgerechnet an seinem 29. Geburtstag reichte es nur zu Platz fünf. Doch auch dieses Ergebnis ist keinesfalls eine Schande, wenn wir betrachten, wie das Finale der vierten Tour Etappe mit Ankunft in Mûr-de-Bretagne gelaufen ist.
Es sollte sich nämlich herausstellen, dass nicht nur Philippe Gilbert sondern auch die Favoriten auf den Gesamtsieg der Tour de France diese Etappe ausgesucht hatten, um auf dem zwei Kilometer langen Anstieg ins Ziel, ihre Form zu testen, ein Zeichen zu setzen und wenn möglich auch ein paar Sekunden Vorsprung herauszufahren.
Somit kam es zu einem spannenden Finale, bei dem Cadel Evans und ein angriffslustiger Alberto Contador das Rennen unter sich ausmachten. Evans siegte mit einem hauchdünnen Vorsprung von fünf Zentimetern vor Vorjahressieger Alberto Contador. Dahinter dann zeitgleich der Kasache Vinokourov, der Kolumbianer Uran und Philippe Gilbert auf Rang fünf.
Der wurde am Dienstag 29 Jahre, hatte aber nicht seinen besten Tag. Viel zu hoch sei das Tempo von Jelle Vanendert gewesen, mit dem der Mannschaftskollege ihn beim Finale nach vorne fahren wollte, sagte Philippe Gilbert nach der Ankunft. Da habe er gemerkt, dass er nicht zu 100 Prozent gut drauf war. Und das hätte er angesichts der Konkurrenz beim Kampf um den Etappensieg schon sein müssen.
Umso erstaunlicher, dass Philippe Gilbert eine Attacke seines Teamgefährten Jurgen Van den Broeck konterte. Hier habe er unnötig Körner verpulvert, meinten die Experten bei der Analyse der Etappe. Diese Kraft habe Philippe Gilbert gefehlt, um Evans und Contador Paroli bieten zu können.
Hinter Philippe Gilbert wurde der Norweger Thor Hushovd Sechster und verteidigte das Gelbe Trikot des Spitzenreiters. Philippe Gilbert hingegen musste nach dem Gelben und dem Grünen Trikot auch das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers abgeben.
Somit wird Philippe Gilbert die Flachetappe von Carhaix nach Cap Fréhel am Mittwoch wieder im Trikot des belgischen Meisters bestreiten.
Bilder: Benoit Doppagne und Eric Lalmand (belga)