Es war der typische Verlauf einer klassischen Flachetappe, wie es sie bei dieser Tour nur wenige gibt. Auf seinem Weg in die Bretagne ließ das Peloton schon nach einem Kilometer fünf Ausreißer ziehen: Es waren dies die beiden Franzosen Maxime Bouet und Mickaël Delage, die Spanier Ruben Perez und José Ivan Gutierrez sowie der Niederländer Niki Terpstra, den wir vor zwei Jahren an der Gileppe-Talsperre als Spitzenreiter bei der Ster Elektrotoer sehen konnten - am Ende schnappte ihm Philippe Gilbert noch den Gesamtsieg vor der Nase weg.
Aber zurück zur Tour: Die fünf Ausreißer konnten den Vorsprung auf acht Minuten ausbauen - vor dem Zwischensprint, dem die Organisatoren ein größeres Gewicht an Punkten geben, um den Kampf ums Grüne Trikot interessanter zu machen.
Dieses Grüne Trikot des Punktbesten trug am Montag Philippe Gilbert, nachdem er am Sonntag das Gelbe Trikot an Thor Hushovd abgeben musste. Beim Teamzeitfahren wurden aber keine Punkte vergeben. Nachdem Delage sich den 20-Punkte-Sprintsieg in der Fünfergruppe gesichert hatte, führte Gilbert sogar den Spurt um Platz sechs an. Den Gesetzen der Logik folgend, gingen die zehn Punkte aber an Mark Cavendish.
Tom Boonen und Philippe Gilbert mussten sich als Neunter respektive Zehnter des Zwichensprints mit sieben und sechs Punkten begnügen - sie waren aber immerhin zur Stelle, im Unterschied etwa zu Alessandro Petacchi, André Greipel oder den späteren Sieger Tyler Farrar. Vielleicht schonten sie sich auch für die Zielankunft, wie es früher Cavendish tat.
Und mochten sich Gutierrez und Delage noch gegen das Schicksal wehren: Neun Kilometer vor dem Ziel war das Abenteuer der Ausreißer zu Ende - die Teams der Sprinter und von Spitzenreiter Hushovd hatten das Rennen im Griff, machten ihre Hausaufgaben - auch wenn der starke Seitenwind - etwa auf der spektakulären Schrägseilbrücke "Pont Saint-Nazaire" - für Lücken im Hauptfeld und abgehängten Favoriten wie Ivan Basso oder Sylvain Chavanel Angstschweißperlen auf die Stirn trieb. Später blies der Wind die Fahrer förmlich vor sich her - das Peloton brachte es auf rund 70 Stundenkilometer.
Und so ging es in eine unruhige Schlussphase: Schon früh zog HTC-Highroad das Tempo an für seinen Sprinter Mark Cavendish - doch diese Taktik wurde durch Attacken von Danilo Hondo oder Marco Marcato zerstört. Stattdessen zog auf den letzten Metern Thor Hushovd den Sprint an für seinen Garmin-Teamkollegen Tyler Farrar und dessen ersten Etappensieg bei einer Tour de France. Ein Amerikaner siegt am Independence Day! Romain Feillu und José Joaquim Rojas hatten auf der Ziellinie das Nachsehen - Cavendish musste sich mit Platz fünf zufrieden geben. Das Gesamtklassement bleibt unverändert: Thor Hushovd bleibt in Gelb, zeitgleich mit seinem Teamkollegen Robert Millar und nur eine Sekunde vor Cadel Evans. Das grüne Trikot geht an Rojas.
Bild: Benoit Doppagne (belga)