Die Geschichte des Handballs in Eupen beginnt bereits in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als verschiedene Vorläufer des heutigen Handballs existierten. Ein erstes Demonstrationsspiel fand 1922 statt und 1927 gründeten der FC Eupen sowie der Verein für Jugend- und Volksspiele die ersten Handballmannschaften - damals meist Fußballer, die sich an der neuen Sportart versuchten. Kurz darauf folgte auch die Turngemeinde, aus der später die TSV hervorging.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich in Eupen eine besonders starke Feldhandball-Szene mit zahlreichen bekannten Spielern, von denen viele auch Teil der damaligen, regional geprägten Nationalmannschaft waren. Während in Belgien zunehmend auf dem kleinen Feld gespielt wurde, hielt Deutschland am großen Feld fest, sodass die TSV eine Zeit lang in beiden Systemen antreten musste. Diese Doppelbelastung war langfristig nicht umsetzbar, weshalb man sich schließlich ganz auf den belgischen Spielbetrieb und später auf den Hallenhandball konzentrierte, wo sich die TSV dauerhaft in der ersten Division etablieren konnte.
Die Autoren entschieden sich bewusst gegen das Format einer klassischen Chronik. Statt Saison für Saison Ergebnisse, Tabellen und Auf- und Abstiege aufzulisten, wollten sie ein Lesebuch schaffen, das größere Entwicklungen sichtbar macht. Der Fokus liegt auf sportlichen, organisatorischen und sozialen Herausforderungen, denen sich ein Verein über einen Zeitraum von hundert Jahren stellt. Es wird etwa gezeigt, wie sich die Aufgaben in der Vereinsführung im Kern zwar ähneln, sich die Herangehensweisen jedoch mit der Zeit stark verändern.
Die Buchvorstellung selbst wird ebenfalls ungewöhnlich gestaltet. Sie findet im Rahmen des Formats "Geschichte populär" des Zentrums für ostbelgische Geschichte und des Eupener Stadtmuseums statt: am Donnerstag, 6. November 2025, um 19 Uhr im Atelier Eupen (Eintritt: fünf Euro). Statt einfach Kapitel vorzutragen, soll der Abend lebendig gestaltet werden: Ein kurzer Einblick in die Zeit vor 1970 wird von zwei der Autoren, Edgar Paulus und Christoph Brüll, gegeben, danach folgt eine größere Gesprächsrunde mit Spielerinnen, Spielern und Verantwortlichen aus fünf Jahrzehnten, die ihre Erinnerungen und Erfahrungen teilen.
Parallel zum Buch wurde das gesamte Vereinsarchiv der KTSV digitalisiert. Das physische Archiv wird dem Staatsarchiv übergeben und damit für die Forschung zugänglich sein. Online entsteht ein zusätzliches multimediales Angebot, das unter anderem eine umfangreiche Fotosammlung, einen historischen Zeitstrahl und statistische Daten wie Tabellen umfasst - Inhalte, die im Internet besser aufgehoben sind als im Buch. Damit wird das Jubiläumsprojekt zu einem langfristigen, öffentlich zugänglichen Beitrag zur Dokumentation der ostbelgischen Sportgeschichte.
Ausführliches Radio-Interview mit Christoph Brüll im Player:
Christophe Ramjoie