Wales erwischte gegen die Roten Teufel den besseren Start in einer unterhaltsamen ersten Halbzeit. Mutig und aggressiv gingen die „Drachen“ in die Partie und belohnten sich früh: Nach einer scharf getretenen Ecke von Thomas war Joe Rodon am zweiten Pfosten völlig frei und nickte per Aufsetzer zum 1:0 ein (achte Minute). Belgien wirkte in dieser Phase fahrig, fand kaum Zugriff auf das Spiel und kam offensiv zunächst nicht zur Entfaltung.
Doch die Roten Teufel zeigten die richtige Antwort. Nach einem Handspiel von Ampadu im Strafraum entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter. Kevin De Bruyne übernahm Verantwortung und verwandelte eiskalt zum 1:1 (18.). Das war der Weckruf für die Belgier, die fortan das Tempo bestimmten und das Spiel an sich rissen.
Nur wenige Minuten später war die Partie komplett gedreht. Trossard schickte Doku mit einem präzisen Ball auf die rechte Seite, der Flügelflitzer blieb trotz vollen Tempos gedankenschnell, legte perfekt für Thomas Meunier auf – und der traf aus spitzem Winkel unter die Latte zum 2:1 (24.). Darlow war noch dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern.
Anschließend lief der belgische Kombinationsmotor heiß. Doku war kaum zu bremsen, überlief Williams mehrfach und bereitete weitere gute Chancen vor. De Cuyper und De Ketelaere scheiterten nur knapp, während De Bruyne das Spiel aus der Tiefe klug lenkte. Wales stemmte sich tapfer dagegen und kam durch James und Brooks zu vereinzelten Entlastungsangriffen, doch die Dominanz lag nun klar bei Belgien.
Kurz vor der Pause drängten die Roten Teufel auf das 3:1. Doku und Trossard sorgten mit schnellen Kombinationen für Dauerdruck, während die walisische Defensive um Rodon zunehmend ins Wanken geriet. Mit der 2:1-Führung ging Belgien schließlich in die Kabinen. Nach wackligem Beginn hatte die Mannschaft das Spiel gedreht und sich in starker Spiellaune präsentiert.

In der zweiten Halbzeit blieb die Partie intensiv und temporeich, doch Belgien ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Direkt nach Wiederanpfiff sorgte Jeremy Doku weiter für Wirbel auf dem Flügel. Mit seinen schnellen Antritten und tiefen Läufen bereitete er immer wieder Gefahr, sein zentraler Schlenzer aus zwölf Metern verfehlte das Tor allerdings knapp (69.). Kurz darauf unterbrach eine ungewöhnliche Szene das Spiel: Eine Ratte irrte über den Rasen, wurde aber von Johnson ins Seitenaus geleitet (67.).
Wales zeigte sich weiterhin offensiv, drängte die Belgier zeitweise tief in die eigene Hälfte und versuchte, das Spiel noch einmal zu drehen. Allerdings agierten die Roten Teufel ruhig und strukturiert, ließen sich nicht unter Druck setzen und setzten selbst immer wieder Nadelstiche. Zahlreiche Wechsel auf beiden Seiten brachten frische Kräfte: Bei Belgien kam Vanaken für Onana, Castagne ersetzte de Cuyper, während Wales mit Broadhead und Davies beziehungsweise Brooks frische Impulse setzen wollte.
Die Entscheidung fiel in der Schlussphase, als Jordan James im Strafraum den Ball absichtlich mit dem Ellenbogen spielte. Schiedsrichter Siebert entschied klar auf Handelfmeter, den Kevin De Bruyne souverän verwandelte (77.). Es war der 36. Länderspieltreffer des Kapitäns. Kurz darauf hatte der Doppeltorschütze Feierabend.
Nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 von Wales-Joker Broadhead keimte in Cardiff noch einmal kurz Hoffnung auf. Im Gegenzug machte Trossard seinen vorangegangen Fehler aber wieder gut und erstickte mit dem 4:2 für die Teufel jeglichen Hoffnungsschimmer der Hausherren im Keim.
Die Belgier bleiben in der Gruppe J ungeschlagen und übernehmen die Tabellenspitze, da Nord-Mazedonien gegen Kasachstan nur zu einem 1:1 gekommen ist.
Im November bleiben für die Roten Teufel noch zwei Qualifikationsspiele: am 15. November auswärts in Kasachstan und am 18. November in Lüttich gegen Liechtenstein.
Christophe Ramjoie