Kathy Hendrich hat in diesem Sommer einen großen Schritt gewagt: Sie ist in die USA, genauer gesagt nach Chicago gewechselt. Die Anfangszeit war für die 33-Jährige alles andere als leicht. "Die ersten zwei, drei Wochen waren nicht einfach", gesteht die Verteidigerin. Neue Liga, neues Land, andere Zeitzone - der Kontakt zu Familie und Freunden war schwierig, und auch das Kennenlernen der Teamkollegen dauerte seine Zeit. Doch inzwischen fühlt sie sich angekommen und lebt sich immer besser ein.
Auch sportlich birgt die Umstellung Herausforderungen. Der amerikanische Fußball unterscheidet sich deutlich vom europäischen Stil, vor allem in Sachen Tempo und Intensität. Hendrich, die internationale Erfahrung mit der Nationalmannschaft mitbringt, lobt jedoch den Einsatz und die Dynamik in der neuen Liga. "Es geht wirklich immer rauf und runter. Man muss 90 Minuten lang hellwach sein." Besonders schätzt sie das Playoff-System: Da kein Team absteigen kann, spielt jede Mannschaft offensiv, was die Liga spannend und unvorhersehbar macht.
Ein emotionaler Rückblick gilt der EM-Szene gegen Frankreich, bei der Hendrich nach nur 13 Minuten die Rote Karte erhielt. Die Reaktionen in sozialen Medien waren heftig. "Das war fast die schlimmste Erfahrung, die ich bisher im Fußball gemacht habe", erzählt sie. Unterstützung erhielt sie von Familie, Freunden und dem Team, die ihre Sicht der Dinge kannten. Zeit und Reflexion halfen ihr, das Geschehene zu verarbeiten und den Fokus wieder auf neue Aufgaben zu richten.
Die Erfahrung hat Hendrich vorsichtiger gemacht, aber nicht verunsichert. "Anfangs habe ich überlegt, wie ich Zweikämpfe angehen soll. Mittlerweile beeinflusst es mein Spiel in Amerika überhaupt nicht mehr." Ihre Reife und Erfahrung helfen ihr, schwierige Situationen professionell einzuordnen - eine Fähigkeit, die sie als junge Spielerin wohl noch stärker gefordert hätte.
Kathy Hendrich zeigt damit, dass sportlicher Erfolg und persönliche Reife oft Hand in Hand gehen: Trotz Rückschlägen wächst sie an den Herausforderungen - auf und neben dem Platz.
Ausführliches Radio-Interview mit Kathy Hendrich im Player:
Christophe Ramjoie