Wie sind die Aussichten für das Sechs-Stunden-Rennen in Spa am kommenden Wochenende?
Die Aussichten sind grundsätzlich gut. Die ersten beiden Saisonrennen liefen ja vielversprechend. Ich kann ja vor allem für das Hypercar-Thema sprechen. Wir hatten letztes Jahr, quasi das erste Jahr, als Lernjahr und dementsprechend für dieses Jahr natürlich schon eine Steigerung erwartet, die wir bisher auch erfüllen konnten. Klar, das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf Le Mans und dann am Ende des Jahres auf der Meisterschaft. Also es ist jetzt nicht so, dass man sagt, jedes Rennen muss gewonnen werden, aber wir machen wirklich gute Fortschritte. Die Rennen waren solide. Wir sind Zweiter in der Meisterschaft, zweitbester Hersteller, das ist schon mehr als erwartet. Deswegen sind wir zufrieden.
WRT hat sich durch den guten Saisonstart jetzt fast einen Favoritenstatus erarbeitet für das Heimrennen. Gefällt euch das oder nicht?
Ja doch, auf jeden Fall. Also den Favoritenstatus will man ja haben, den wollen wir grundsätzlich haben. Das ist ja die Erwartung, die wir auch an uns selber haben. Und dass es jetzt gerade mit Blick auf das Rennen in Spa dann wirklich gut aussieht, ist natürlich schön. Das ist immer so eine Extramotivation: zu Hause, vor der eigenen Familie, den Freunden und natürlich vor allem auch vor den lokalen Fans dann besonders zu performen. Wir sind da schon sehr ehrlich zu uns und sagen: Das wollen wir ja genauso. Dementsprechend gehen wir auch genauso ins Wochenende: ein bisschen extra motiviert, aber natürlich immer mit den Langzeitzielen vor Augen.
Was braucht es dieses Wochenende, um Ferrari, Toyota und Co. in Spa dann auch wirklich zu schlagen?
Die Kernaufgabe in der Meisterschaft ist, einfach fehlerfrei zu sein: also sowohl die Fahrer auf der Strecke, als auch das Team, Strategie, Boxenstopps, weil einfach der Wettbewerb so dicht ist. Das sind so viele Autos, die kleinsten Fehler kosten so viel, dass man automatisch relativ weit zurückfällt und dann wirklich kaum noch oder gar keine Punkte mehr einfahren kann. Dementsprechend ist das immer so die erste Mission, die wir uns intern geben, dass wir wirklich sagen, fehlerfrei durchs Rennen zu gehen. Und das gilt auch jetzt wieder als Maxime. Das heißt, vom ersten Training an wirklich sauber zum Rennen hinzuarbeiten und dann im Rennen alles zusammenzubringen. Der Wettbewerb ist so eng, man kann nicht zwingend sagen, wir sind am Ende da ganz vorne mit dabei. Das ist einfach wirklich schwer vorherzusagen. Aber unser Ziel ist schon, wieder mindestens ein Auto aufs Podium zu bekommen, idealerweise gleich mal beide. Und es wäre natürlich schön, wenn es beim Heimrennen mit dem ersten Sieg klappen würde. Das wäre die "Cherry on the Cake", wie man so schön sagt.
Wie sieht die Aufgabe als Hypercar-Einsatzleiter an so einem Rennwochenende genau aus?
Hauptsächlich den Überblick behalten. Wir haben ja für jeden Bereich Spezialisten, Mechaniker, Ingenieure, Strategie hin bis zum Wetter, dann die Organisation, auch das Kaufmännische spielt am Wochenende eine Rolle. Ich muss dafür sorgen, dass alles Hand in Hand geht, dass alle zusammenarbeiten, dass man dann auch wirklich am Ende sagen kann: Man hat alles getan. Also das ist die Hauptaufgabe, das klassische Management der gesamten Truppe. Und dann natürlich noch ein paar Sonderaufgaben rund um den Einsatz der Autos, während die Autos wirklich fahren. Da geht es dann Richtung Strategie: strategische Entscheidungen zusammen mit BMW, die Autos - wenn es mal dazu kommt - zu sortieren, wie es für das Gesamtprojekt besser ist. Dann unterstütze ich noch beim Thema Wetter. Zum Glück sieht es an diesem Wochenende ganz gut aus. In Spa ist das ja nicht immer so, aber es sieht relativ stabil aus. Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, hilft es einfach, wenn noch zusätzliche Augen und Ohren mit drüber schauen und die Ingenieure unterstützen. Spa hat ja immer wieder Überraschungen parat. Wir haben schon Rennen im Schnee durchgezogen, die wildesten Wetterkapriolen von einem Tag auf den nächsten, von morgens zu abends gehabt. Das zeichnet Spa ja so ein bisschen aus, das erwartet man auch hier. Aber klar, wenn man es vorhersagen kann und weiß, was einen erwartet, ist das schon schön.
Wie viele Leute werden insgesamt jetzt am Wochenende vor Ort im Einsatz sein?
Für die beiden Teile des Teams, also Hypercar und GT, sind es so um die 45 bis 50 Leute, die wirklich für den technischen operativen Einsatz der Autos zuständig sind. Dann kommt noch unser Marketing-PR-Team dazu, das Management, diverse Leute für die Gäste-Betreuung, weil es ein Heim-Event ist, und natürlich unsere Hospitality-Catering-Crew. Also wir werden gut 100 Mitarbeiter sein.
Katrin Margraff