Guillaume Schoentgen hat den nächsten Schritt in seiner jungen Karriere schon vor Augen. Er will ins Mutterland des Basketballs, ans College in die Vereinigten Staaten. Dort, wo Basketball auch auf Universitätsniveau einen riesigen Stellenwert besitzt. In der Saison 2024/25 ging der 18-Jährige beim deutschen Drittligisten Ehingen auf Schnupperkurs im Profibereich.
Dort musste Schoentgen, der unter anderem an einer Basketballakademie in München und im Nachwuchs des Bundesligisten Ulm ausgebildet wurde, gleich einmal die Schattenseiten des Profisports kennenlernen. Trainerwechsel und der verpasste Klassenerhalt: Schoentgen will sich davon nicht von seinem Weg abbringen lassen.
"Als junger Sportler, der in eine Profikarriere reinkommen will, war es einfach so, dass ich jetzt halt auch diese Business-Seite von dem Sport auf eine harte Art und Weise kennengelernt habe. Damit klar zu kommen, hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. Ich glaube, das hat mich nicht abgeschreckt dann im Endeffekt - vielleicht am Anfang ein bisschen, aber langfristig nicht", sagte Schoentgen.
Die USA sollen also die nächste Station eines weltumspannenden Lebenslaufes werden. Geboren wurde Schoentgen in Bad Nauheim in Deutschland. Er wuchs dann sieben Jahre in Shanghai und knapp vier Jahre in der Nähe von São Paulo auf. Die Arbeit seines Vaters, der bei einem Reifenhersteller tätig war, sorgte 2018 dann auch wieder für die Rückkehr nach Deutschland, diesmal nach Regensburg.
Vier Staatsangehörigkeiten
Das Land, dessen Nationaltrikot Schoentgen im vergangenen Jahr bei der U18-Europameisterschaft trug, kennt er vor allem aus dem Urlaub. Aber seine familiären Wurzeln liegen in Belgien - unter anderem.
"Mein Opa, von dem meine belgische Staatsbürgerschaft kommt, also der Vater von meinem Vater, kommt eigentlich aus Arlon. Da ist er aufgewachsen und dann in die Nähe von Brüssel gezogen. Die Eltern von meiner Mutter sind nach Waterloo gezogen. Außer der belgischen Staatsangehörigkeit habe ich noch drei andere: die italienische, die französische und die Schweizer Staatsangehörigkeit. Jeweils eine pro Großeltern."
Ein perfekt deutschsprachiger Belgier und dennoch nicht aus Ostbelgien, das sorgt schon mal für Verwirrung. "Als ich letztes Jahr in der Nationalmannschaft war, da war ich schon auch der Germanophone."
U20-EM im Blick
Nach der U18-Europameisterschaft 2024 ist Schoentgen ein Kandidat für weitere Juniorenländerspiele - und zwar in der U20, obwohl er dort noch zum jüngeren Jahrgang gehören würde. Ende Mai nimmt der 18-Jährige an Lehrgängen teil. "Und da werde ich alles tun, um noch mal in die Mannschaft reinzukommen und dann bei der U20-EM für Belgien zu spielen. Das ist auf jeden Fall mein Ziel im Sommer."
Es fehlte nicht viel und Guillaume Schoentgen wäre nicht belgischer, sondern deutscher Juniorennationalspieler geworden. Eigentlich war er das bereits. In der U15 nämlich, denn da trug Schoentgen das deutsche Trikot. Doch die U15-Nationalmannschaft ist keine offizielle Auswahl. "Dafür gibt es keine offiziellen Turniere. Das heißt, dass du nicht wirklich Deutscher sein musst, um da zu spielen".
Mit Belgien an der U20-EM teilnehmen und dann in die Vereinigten Staaten ans College: So hat es Schoentgen vor. Sein Agent knüpft deshalb Kontakte und versucht, den 18-Jährigen an einer US-Hochschule unterzubringen. Aber was ist, wenn sich der Traum von Amerika zerschlägt?
"Ich denke schon, dass ich es schaffen werde auf jeden Fall. Einen Plan B habe ich trotzdem. Das könnte noch mal in Deutschland sein, in der ProB oder in der ProA. Sonst würde ich auch sehr gerne nach Belgien kommen und in der BNXT-League spielen. Das sind alles Sachen, die ich auch als Plan B einsehen kann. Aber die erste Priorität ist das College."
Sein bisheriger Verein in Deutschland ist dafür durchaus ein gutes Sprungbrett. Denn von Ehingen aus haben in der Vergangenheit bereits zahlreiche Talente den Schritt in die USA gewagt.
Moritz Korff