Volles Haus im Sport- und Kulturzentrum Herzebösch: Den ganzen Tag lang standen sich Ostbelgiens Tischtennisspieler hier an zwölf Tischen gegenüber - aufgeteilt nach Leistungsklassen, aber ansonsten bunt gemischt. "Es ist eigentlich der Höhepunkt der Saison für alle ostbelgischen Tischtennisspieler", sagt Turnierleiter Francis Maraite vom TTC Elsenborn.
"Es macht Spaß, alle zu sehen, die man teilweise nicht trifft, weil man auf unterschiedlichen Niveaus spielt. Es ist auch schön, dass Vereine wie Manderfeld auch hier sind, dass ein paar Spieler von Tiège dabei sind, die in Ostbelgien wohnen. So ist es immer ein schönes Zusammensein. Und man sieht auch, wie das Niveau in Ostbelgien ist."
Auch in der Breite: So machten etwa zwei Frauen in der Klasse E4-E6 das Finale unter sich aus. Das Niveau misst sich aber zwangsläufig immer auch an der höchsten Klasse, wo es sich selbst Spieler mit internationaler Erfahrung wie Ben Despineux nicht nehmen lassen, bei der Ostbelgien-Meisterschaft mitzumischen.
"Man soll das eine mit dem anderen nicht vergleichen. Aber klar ist mein Hauptziel natürlich Olympia, Medaillen, ich bin gestern noch in Frankreich Zweiter geworden", so Despineux. "Es ist wirklich viel, aber für mich ist das schon wichtig, weil ich spiele sonst in einer Schwerbehindertenklasse und schaffe es, hier in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eigentlich alle zu besiegen. Wobei es jedes Jahr eine neue Herausforderung ist."
Ben Despineux gehört wie sei Finalgegner Aaron Lehnen zu den erfahren Spielern, die sich zunehmend auch jüngeren Konkurrenten stellen müssen. Beide schafften es aber ins Endspiel, wo sie sich ein packendes Duell lieferten - diesmal mit dem besseren Ende für Ben Despineux.
"Bei Aaron und mir ist es ungefähr fifty fifty. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Wir haben jetzt beide fünf Mal gewonnen. Aber sagen wir mal so: Solange ich international an den Start gehe und mein Bestes gebe, möchte ich auch hier versuchen, zu gewinnen, weil ich weiß, dass ich das Potenzial habe. Es ist doch schön, Ostbelgiensieger zu sein, schöne Inklusion!"
"Zuerst einmal Glückwunsch an ihn", reagiert Aaron Lehnen. "Er hat sehr gut gespielt. Er war auch in mancher Hinsicht einfach cleverer. Ich habe mich zwar noch zurückgekämpft, aber am Ende hat er verdient gewonnen."
Für Aaron Lehnen gab es immerhin einen Trost - in der Offenen Klasse und vor allem im Doppelwettbewerb, wo er zusammen mit seinem Vater Leo antrat. "Das ist immer eine Freude für uns beide. Vor ein paar Wochen haben wir entschieden, zusammenzuspielen. Und dass es heute so gut geklappt hat, ist natürlich super."
Im Doppelfinale gegen Arno Steenhout und Philippe Braga gab die Klasse von Aaron Lehnen den Ausschlag, was seinen mittlerweile 70 Jahre alten Vater aber nicht weniger freute - trotz des anstrengenden Turniertages. "Es war mein 15. Spiel, weil ich auch noch in einem anderen Halbfinale war. Das bin ich nicht mehr gewohnt. Wir haben das Doppel jetzt zum vierten Mal gewonnen und darauf bin ich echt stolz", so Leo Lehnen.
Ein bisschen stolz durften auch die Organisatoren vom TTC Elsenborn sein, die das Turnier pünktlich zum 40-jährigen Vereinsbestehen organisieren durften. "Bei uns ist das kein ganz rundes Jubiläum. Trotzdem ein 40-jähriges und wir haben traditionell alle fünf Jahre die ostbelgische Meisterschaft und diesmal zum 40. und dann hoffentlich auch zum 45. und dann vielleicht in einer größeren Version in zehn Jahren." Denn dass er auch größere Tischtennis-Events organisieren kann, hat der TTC Elsenborn schon zur Genüge bewiesen.
Stephan Pesch