Wie stark sind nach einem Abstieg die Gegner in der neuen Liga? Diese Frage haben sich die Fans der AS, aber sicherlich auch der Verein in den letzten Wochen gestellt. Die letzten beiden Testspiele haben einige Antworten gegeben, das erste Saisonspiel aber noch deutlich mehr. Der RFC Lüttich wirkte ideenlos, überfordert und selbst bei Strafraumszenen nicht wirklich gefährlich. Auf der anderen Seite führte eine eingespielte Mannschaft aus Eupen nach einer mittelmäßigen Partie zur Pause mit 2:0. In der zweiten Halbzeit boten die Schwarz-Weißen dann spielerisch deutlich mehr.
Am Ende war es ein verdienter 3:0-Sieg, wobei die AS sich den Kommentar gefallen lassen muss: Die Chancenverwertung bei zahlreichen guten Angriffen ließ zu wünschen übrig - so sieht es auch Eupens Trainer Mersad Selimbegovic. "Wir haben das ein oder andere mal Glück gehabt, dass wir nicht bestraft worden sind. Ich bin natürlich auch nicht mit der Chancenverwertung zufrieden. Wenn du eine Chance hast, mehr Tore zu machen, dann musst du die nutzen. Das ist kein Vorwurf, dass wir das mit Absicht nicht gemacht haben, aber es geht um Fokus, Gier und den unbedingten Willen, das Tor zu erzwingen und da müssen wir halt dran arbeiten. Wenn du neun Großchancen hast und nur drei verwandelst – ich weiß nicht, ob du in jedem Spiel neun Chancen bekommst."
Aus Sicht von Eupens Defensivspieler Rune Paeshuyse hat die AS im Spiel gegen Lüttich einiges gelernt über die neue Liga, in der doch ein etwas anderer Fußball gespielt wird. Aber jedes Spiel werde anders sein, ist er sich sicher.
Nichtsdestotrotz ist es wohl kein Wunder, dass die AS Eupen jetzt als Favorit in das Heimspiel gegen SK Beveren geht. Vor allem weil der Kader und die Startelf aktuell immer noch einer Aufstellung aus der 1. Division A entspricht. Auch gegen Beveren wird das der Fall bleiben. Trainer Mersad Selimbegovic kann aus dem Vollen schöpfen. Auch Jan Kral und Manaff Nurudeen kommen immer näher ans intensive Mannschaftstraining. Daneben bleiben auch alle wichtigen Leistungsträger der vergangenen Saison gegen Beveren an Bord. Nur Gary Magnée hat die AS in Richtung Cercle Brügge vergangene Woche verlassen - ein Weggang, den man als treuer Zuschauer bei der aktuellen Kaderbreite noch verkraften kann.
Bei den Gästen sieht das dann schon zum Teil anders aus: Der SK Beveren muss in dieser Saison nämlich ohne Top-Torschütze Goduine Koyalipou auskommen. Der Zentralafrikaner war in der vergangenen Saison gut für 16 Treffer und wechselte vor der Saison zum ZSKA Sofia. Mit Anthony Limbombe steht aber ein nicht weniger gefährlicher Offensivspieler in den Reihen der Gäste. Sechs Tore und sieben Assists brachte der erfahrene Linksaußen letzte Saison zustande. Jetzt hat er nach dem ersten Spiel der Saison ein Tor und ein Assist auf dem Konto. Übrigens startete Beveren mit einem 2:1-Sieg in die neue Spielzeit.
Nach Spieltag eins und in Anbetracht der Kader geht die AS als Favorit in die Partie, auch wenn Selimbegovic davon nichts wissen will. "Auch wenn du Favorit bist: Wenn du nicht an deine Grenzen gehst, wirst du Probleme haben. Wir wissen, dass jedes Spiel schwer ist, dass jeder Gegner gut auf uns vorbereitet ist und jeder heiß auf uns ist. Wir müssen auch heiß sein auf jeden, wir müssen uns auch gut vorbereiten. Von Minute eins müssen wir das bis zum letzten Pfiff zeigen."
Statistisch gesehen lief es für die AS Eupen in der Vergangenheit relativ gut gegen Beveren. In zehn Duellen feierte die AS zwei Auswärts- und drei Heimsiege. Daneben gab es drei Unentschieden und zwei Eupener Niederlagen. Die letzte Partie bei den Ostflamen verloren die Eupener 2021 mit 0:1. Drei Jahre später kommt es jetzt also erneut zum Duell zwischen Eupen und Beveren und der Auftakt nach Maß sollte für die AS auch in dieser Partie weitergehen. Solange der aktuelle Kader bleibt, wie er ist - die Transferperiode ist ja noch nicht beendet und die AS Eupen ist bereit, auch Leistungsträger zu verkaufen - geht die AS wohl als Favorit in die Spiele. Es ist der Zeitpunkt, wichtige Punkte zu sammeln für den Moment in der Saison, in dem die Eupener Torschützen vielleicht nicht mehr Regan Charles-Cook, Renaud Emond oder Isaac Nuhu heißen können.
Das Spiel gegen SK Beveren beginnt am Freitagabend um 20 Uhr im Kehrwegstadion.
Robin Emonts