Das hat es in der Langstrecken-WM so auch noch nicht gegeben. Während knapp zwei Stunden war das Rennen unterbrochen, deshalb gingen die Sechs Stunden von Spa um kurz nach 19 Uhr – dem eigentlichen Rennende - in die "Verlängerung".
Zwei Stunden später als geplant standen dann die Gewinner fest: Es wurde der Premieren-Sieg für das Jota-Team Porsche in der Königsklasse der Langstrecken-WM, für die #12 von William Stevens und Callum Ilott - der erste Sieg für ein Privat-Team in der Hypercar-Ära.
Platz zwei ging an den Werks-Porsche Penske #6 von Kévin Estre, André Lotterer und Laurens Vanthoor mit 12,363 Sekunden Rückstand. "Jota war echt stark, stärker als wir. Das müssen wir jetzt analysieren", sagte Laurens Vanthoor dem BRF im Ziel. "Platz zwei nehmen wir aber gerne, denn wir haben heute auch Gluck gehabt. Auch sein Glück muss man sich erarbeiten."
Kurz vor der roten Flagge hatte der Porsche #6 nach einem früheren Plattfuß noch einen Boxenstopp einlegen müssen, was im Endeffekt aber dann dem Team in die Karten spielte. "Dass das Rennen neu gestartet wurde, hat uns geholfen. Es war aber auch für die vielen Zuschauer hier an der Strecke die richtige Entscheidung, nach der Unterbrechung dann nochmal zu fahren", sagte André Lotterer.
Für Ferrari, die auch in Führung gelegen hatten, blieb nur Platz drei mit der #50 von Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen (das Auto, das die schnellste Runde in der Hyperpole gedreht hatte, aber disqualifiziert worden war) und Platz vier mit der #51. Fünfter wurde der Proton-Porsche #99, der auch das Feld angeführt hatte. Toyota fuhr auf Platz sechs (#8) und sieben (#7) vor dem Ferrari AF Corse #83. Dahinter landeten Alpine (#35), Peugeot (#93) und auf Platz elf der BMW #15 von Dries Vanthoor.
Die lange Rennunterbrechung war einer Kollision des Cadillac, der auf dem vierten Platz lag, mit dem Porsche auf Platz drei geschuldet. Für die Fahrer gab es Entwarnung, aber die Strecke musste repariert werden. Kollateralschaden war der BMW LMGT3 #31 vom Team WRT, der von dem Cadillac von der Strecke geräumt wurde.
Zuvor war bereits ein anderer Favorit ausgeschieden: der Porsche #5, der von der Pole gestartet war. Er lag auf Platz drei und kämpfte mit um den Sieg, als Michael Christensen die Kontrolle verlor, aufs Gras geriet und an der Streckenmauer entlangrutschte, bis er stehenblieb.
Iron Dames nur auf Platz vier
Auch in der Klasse der LMGT3 fuhr Porsche einen Doppelsieg ein mit dem Manthey-Porsche #91 vor dem Schwesterauto #92, das den heftigen Unfall im Qualifying hatte. Dritter wurde der Iron-Lynx-Lamborghini #60. Die Iron Dames Sarah Bovy, Rahel Frey und Michelle Gatting verpassten das Podium und wurden Vierte.
Sarah Bovy hatte in der ersten Rennstunde eine Führung von einer Minute in der LMGT3-Klasse herausgefahren, bis die erste Neutralisierung den Vorsprung zunichte machte. Danach blieb der Lamborghini #85 der Iron Dames lange Anwärter auf den Sieg. In der letzten Rennstunde kamen eine Panne beim Boxenstopp, ein Beinahe-Kontakt mit einem anderen startenden Auto und in der Source-Kurve ein Kontakt mit einem Toyota dazwischen. Der Toyota bekam dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe.
"Ich würde trotzdem sagen, obwohl wir Vierter geworden sind, war es doch ein positives Rennen", reagierte Rahel Frey. "Wir haben wieder viel dazugelernt. Sarah hatte einen unglaublichen Auftakt. Dann kam das Safety Car. Das ist das Risiko, wir kennen das, dann schmilzt alles wieder zusammen. Wir haben aber das Selbstvertrauen, um nie aufzugeben. Auch ich hatte tolle Fights, es hat Spaß gemacht zu fahren. Wir hatten einigermaßen eine gute Pace, alle drei haben einen tollen Job gemacht. Das nächste Podium ist nur eine Frage der Zeit. Unser Schwesterauto hat es aufs Podium geschafft, ich bin mega-happy für die. Wir wissen, was wir können."
"Der Fehler beim Boxenstopp hat schlussendlich auch das Podium gekostet. Wieder die Radmutter, das ist schon passiert. Wir müssen analysieren, woran es genau lag. Ist es ein Materialfehler oder ein menschlicher Fehler? Aber wir stehen zusammen als Team. Manchmal macht der Fahrer Fehler, wir kennen das alle, manchmal das Team. Es ist sehr emotional, ja, aber Emotionen machen doch den Sport aus."
WRT vom Pech verfolgt
Neben dem WRT-BMW #31 schied auch die #46 von Ahmad Al Harty, Valentino Rossi und Maxime Martin nach einer Kollision mit dem Jota-Porsche #38 aus – beide ohne eigene Schuld. Auslöser war René Rast im BMW-Hypercar #20 (ebenfalls von WRT), der den Porsche anschob und damit die Kollision zwischen dem Porsche und dem BMW verursachte. Der BMW #20 erhielt dafür eine Durchfahrtsstrafe, das Rennen war fast eine Stunde neutralisiert.
"Natürlich sind wir enttäuscht", sagte Maxime Martin. "Wir sind nicht hier, um nach anderthalb Stunden aufzugeben. Aber das ist Motorsport. Es ist sehr schade, denn bis dahin lief es richtig gut. Jetzt konzentrieren wir uns auf das nächste Rennen, die 24 Stunden von Le Mans."
Auch für den fünften Belgier im Feld, Tom Van Rompuy, war kein gutes Ergebnis drin. Die Corvette TF Sport #81 wurde nach etwa der Hälfte des Rennens für Arbeiten in die Box geschoben und blieb dort.
Katrin Margraff