Alte Haudegen wie unter anderem Rekordsieger Eric van de Poele und Dreifachsieger Marc Duez, der insgesamt 33 Mal dabei war, unterhielten die Gäste im Saal der Abtei mit Anekdoten von früher. Auch der älteste Sieger im Saal, Jean-Pierre Gaban, packte eine alte Geschichte aus. Er lag 1967 im Porsche 911 in Führung mit vier Minuten Vorsprung, als er an die Box musste und der Motor des Scheibenwischers getauscht werden musste – was etwa 20 Minuten gedauert hätte.
"Ich bin aus dem Auto gesprungen und habe den Mechaniker, der schon in den Kofferraum abgetaucht war, an den Füßen aus dem Auto gezogen und zurück in die Box geschleift. Ein Freund hat mir geholfen, irgendein Kabel an den Scheibenwischern zu befestigen, den wir ins Auto hineingezogen haben", erzählt Gaban.
"Das alles hat so ungefähr vier Minuten gedauert, ich bin wieder losgefahren und habe dann den Scheibenwischer per Kabel manuell betätigt, was zum Glück auf der langen Geraden nicht nötig war, da reichte der Fahrtwind aus. Und wir haben das Rennen gewonnen!"
Eine sehr persönliche Erinnerung erzählte Eric van de Poele im BRF-Interview. "Der letzte meiner fünf Siege war sehr speziell. Denn eigentlich waren meine Kinder nie dabei, weil sie auf Pfadfinderlager waren. Das war immer an demselben Wochenende – außer 2008. Meine Kinder haben also vor dem Siegerpodium gestanden und mir zugejubelt. Das war für mich wirklich ein sehr emotionaler Moment."
Zum 100-Jährigen des Rennens, das früher "24-Stunden-Rennen von Francorchamps" hieß, gibt es 24 besondere Aktionen – "mindestens", sagt der Generalmanager des Rennens, Laurent Gaudin. "Wir haben noch einige in Vorbereitung."
Dazu zählen historische Rennen mit GT- und Tourenwagen, Backstage-Besuche für die Fans am Rennwochenende, Konzerte von Donnerstag bis Samstag (Topacts: Henri PFR und der französische DJ Kungs), Ausstellungen, eine Miniaturauto-Sonderserie und ein Fandorf - wieder mit Riesenrad am Raidillon. Dass es ein Kombi-Ticket mit dem 24-Stunden-Rennen vom Nürburgring gibt, hatten die Veranstalter schon bei der letzten Ausgabe bekanntgegeben.
Außerdem wird für die Fahrerparade von Francorchamps nach Spa am Mittwoch vor dem Rennen die alte Streckenführung genutzt – genau 24 Kilometer lang. An Teilen der Strecke wird dabei die Szenerie von früher nachgestellt, zum Beispiel die alten Werbeplakate in der "Banking"-Steilkurve von Stavelot. In Spa wird abends das letzte Gruppenspiel der Roten Teufel auf Großleinwand gezeigt.
Mittwochs gibt es nicht nur die Fahrerparade, sondern auch eine Art "offene Rennstrecke". Wer ein Startgeld zahlt, darf mit seinem eigenen Auto über die Rennstrecke fahren. Und für die Fans gibt es 24 Gewinnspiele mit Preisen für Motorsportfans. Sie dürfen zum Beispiel mit einem der Teams essen, nachts ins Kontrollzentrum, beim Konzert hinter die Bühne und die DJs treffen oder bei der Fahrerparade mitfahren.
100 Jahre sind eine stolze Zahl. Was die Magie des 24-Stunden-Rennens ausmacht? "Die Begeisterung!", sagt Gaudin. "Die Begeisterung der Fans, die Begeisterung der Fahrer, die Begeisterung der Teams, die Begeisterung der Veranstalter, die Begeisterung aller Helfer. Es ist eine gemeinsame Leidenschaft."
Zahlen zum 100-Jährigen
- Erste Ausgabe, damals als "24 heures de Francorchamps": 19. - 20. Juli 1924
- 2024 findet die 76. Ausgabe statt. Kein Rennen gab es 1935, 1937, von 1939-47, 1950-52, 1954-63. Ab 1964 war es ein Rennen für Tourenwagen, ab 2001 für GT-Sportwagen
- Beim 24-Stunden-Rennen 2024 sind 70 GT3-Fahrzeuge von neun Herstellern am Start
- Mit dem Rahmenprogramm gibt es 2024 insgesamt zehn Rennen, 250 Rennautos und 500 Fahrer. 700 Streckenposten sorgen für die Sicherheit
- 2023 zog das Rennen 80.000 Zuschauer an, per Fernsehen und Livestream sahen fünf Millionen zu
Katrin Margraff