Rund um den Bahnschacht in Crombach hat sich ein eigenes kleines Dorf gebildet. Auf dem riesigen Campinggelände stehen Cross-Fahrzeuge aller Art, überall wird geschraubt, getüftelt, repariert und vorbereitet. Ständiger Begleiter: die heulenden Motoren der Fahrzeuge, die gerade ihre Runden über die Strecke drehen.
Die Geräuschkulisse zieht einen ohne große Umwege in Richtung Strecke auf eine alte Brücke, die den besten Blick auf den Bahnschacht der ehemaligen Bahnlinie St. Vith - Gouvy bietet. Im Schacht herrscht Dauerbetrieb, denn erneut sind zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer nach Crombach gekommen - knapp 300. 260 davon fahren in der deutschen Meisterschaft mit. Dazu gesellen sich knapp 30 Amateure aus der Region.
Das sind noch mehr als im letzten Jahr und mittlerweile, so Frederic Adams, der Präsident von Vita Cross, ist eine Grenze erreicht. "300 Fahrzeuge sind eigentlich zu viel, da hier maximal 14 Starter auf einmal starten dürfen. Jede Klasse, die über 14 Fahrzeuge ist, muss in einen A- und B-Lauf getrennt werden. Dadurch fahren wir über 80 Rennen an diesem Wochenende."
Heißt auf der einen Seite natürlich, dass es durchgehend was zu sehen gibt für die zahlreich anwesenden Zuschauer, heißt aber auch ganz viel Arbeit für die beiden organisierenden Clubs Vita Cross und Autocross Racing. Knapp 100 Helferinnen und Helfer sind am Wochenende im Einsatz. Ein Großteil ist rund um die Strecke für die Sicherheit zuständig. Das bei einer drückenden Hitze, denn in dem alten Bahnschacht steht die warme Luft.
Die Trockenheit ist eine Herausforderung. Auch für die Fahrerinnen und Fahrer. "Da ist es schon extrem warm, wenn du da rumsitzt. Die Motoren sind warm, die Fahrzeuge sind warm und wir versuchen zu vermeiden, dass die länger wie nötig unten warten müssen. Irgendwann wird man nämlich davon müde und dann passieren Frühstarts oder blöde Unfälle."
Alle paar Rennen muss die Strecke dann auch noch gewässert werden. So soll die Staubentwicklung verringert werden. Im Eiltempo wird die Strecke gesprenkelt, denn am Start warten schon die nächsten 14 Fahrzeuge sehnsüchtig auf die fünf Runden über den 760 Meter langen Kurs.
Mit einem Cross-Kart geht jetzt Guido Eichten mit an den Start. Er kennt die Strecke schon seit Kindertagen und fährt seit über 40 Jahren leidenschaftlich mit. Er weiß also am besten, was die Strecke auszeichnet. "Die Strecke ist ziemlich flott, weil man die lange Gerade bis hinten hat. Dann hat man die Schikane drin, das ist ein bisschen technisch, da muss man ein bisschen aufpassen."
Am Start geht es Schlag auf Schlag weiter. Mit Anspannung blicken die Fahrer auf die rote Ampel, bevor sie losbrettern auf die lange Gerade. Das ist der Moment, den auch Guido Eichten am liebsten mag. "Das Schönste ist der Start. Da steht man mit allen in einer Gruppe. Dann gibt man Vollgas und es geht los. Es gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu, dass man gut durchkommt und sich nicht mit einem verhakt. Ein bisschen Glück braucht man immer."
Auch wenn Guido Eichten leidenschaftlich über den Motorsport spricht, steht sein Cross-Kart zum Verkauf. Er könne nicht mehr mit den jungen Leuten mithalten, sagt er mir nach unserem Interview. Einen Käufer finden, ist sicherlich nicht schwer, denn der Sport boomt. So folgen schon die nächsten Generationen an jungen Autosportverrückten, die zumindest einmal im Jahr durch den alten Bahnschacht in Crombach rasen.
Robin Emonts