Die Mannschaft aus Robertville hatte sich das Jubiläumsgeschenk praktisch selbst gemacht, indem sie im Pokalwettbewerb erst Saint-Piat und dann überraschend den Zweitdivisionär Meerdal Leuven ausgeschaltet hatte.
Nun traf das Team aus der 1. Provinzklasse also im Achtelfinale auf die Überflieger vom Tafeltennisclub P.W. Diest. Das belgische Topteam zählt unter anderem Alexey Smirnov (A5) in seinen Reihen, der zu seinen besten Zeiten Elfter der Weltrangliste war und mit Jean-Michel Saive bei La Vilette Charleroi spielte. Dieser Club war übrigens schon mal 1995 in Robertville zu Gast - mit keinem Geringerem als "Jean-Mi" himself.
Dass Smirnov dabei war freute die vielen Besucher in der Mehrzweckhalle in Robertville ganz besonders - bei den Gästen stand mit Yannick Vostes (A6) außerdem ein ehemaliger belgischer Nationalspieler an der Platte.
Gegen ihn konnte Pierre Jenchenne als lokaler Topspieler (B4) auch gleich zum Auftakt ein paar Stiche landen, letztlich unterlag er Vostes aber in drei Sätzen (9:11, 8:11, 8:11). "Vor Jahren habe ich mir diese Spieler auf Youtube angeschaut und jetzt kann ich gegen sie spielen", war Pierre Jenchenne sichtlich stolz.
Im zweiten Match musste es Guillaume Lerho (B6) mit der Legende Smirnov aufnehmen. Auf ein achtbares 7:11 folgte ein glattes 2:11 und zum Schluss nochmal 7:11.
"Eine andere Welt"
"Ein paar Ballwechsel lang konnten wir noch mithalten, dann war es vorbei", räumte Guillaume Lerho ein, "wenn man die Aufschläge sieht, den Effet und die Länge der Schläge, das Stellungsspiel, die Antizipation ... das ist eine völlig andere Welt, eine außergewöhnliche Erfahrung. Und ich denke, den Leuten hat's gefallen."
Das Publikum nahm die Machtdemonstration der Gäste ehrfürchtig und gelassen hin, jeder Punkt eines eigenen Spielers wurde dafür frenetisch gefeiert.
Nicolas Remen (B6) war in seinem Spiel gegen Dirk De Cleene (B4) dann auch schon etwas chancenreicher, musste sich aber auch in drei Sätzen geschlagen geben (6:11, 8:11, 7:11).
Die Entscheidung fiel im Doppel zwischen Guillaume Lerho und Adrien Thunus auf der einen Seite und Alexey Smirnov und Yannick Vostes auf der anderen. Die Satzergebnisse von 2:11, 5:11 und 7:11 sprechen eine deutliche Sprache.
Als Zückerchen gab es im fünften Match dann noch ein Duell zwischen Pierre Jenchenne und Alexey Smirnov, bei dem sich die beiden kurz vor Schluss einen unglaublichen Ballwechsel lieferten. "Schön, dass ich so einen Punkt machen konnte", freute sich Pierre Jenchenne hinterher, "ich war schon ein bisschen gestresst, aber so einen Punkt gegen Smirnov zu machen ist schon etwas Schönes."
Am Spielausgang änderte das für ihn nichts (6:1, 7:11 und 4:11) und damit auch nicht am klaren Ausgang der ganzen Pokalbegegnung. Dennoch gab es in Robertville nur zufriedene Gesichter.
Die Gäste waren so fair, die Gastgeber mitspielen zu lassen, "das muss man schon zugeben", sagte Pierre Jenchenne, "und es war schön, so etwas erleben zu können. Das sind ja nicht bloß 'gute Spieler', das sind Legenden des Tischtennis."
Heimspielern und Publikum ewurde so ein unvergesslicher Abend geboten. Ein mehr als würdiger Auftakt zum 50-jährigen Bestehen, fand auch Guillaume Lerho: "Besser können wir dieses Jahr nicht beginnen! Für ein Tischtennisspiel rund hundert Zuschauer zu haben ist schon außergewöhnlich - selbst auf Top-Niveau. Viele waren auch zum ersten Mal da und wir hoffen, dass sie regelmäßig wiederkommen."
Und wer noch mehr hochklassiges Tischtennis "quasi vor der Haustür" sehen will, der kann am Sonntag, dem 29. Januar 2023, nach Sart-Lez-Spa kommen zum Pokalspiel zwischen dem CTT Tiège und der Superdivisionsmannschaft von Logis Auderghem - mit Lokalmatador David Coméliau.
Stephan Pesch