Beim Weltmeister von 2018 grassierte im Vorfeld des Endspiels eine Erkältungswelle. Rabiot und Upamecano, die beide krankheitsbedingt im Halbfinale gegen Marokko (2:0) gefehlt hatten, waren wieder fit und standen auf dem Platz. Fofana und Konaté mussten auf die Bank weichen. Bei den Albiceleste stand Angel Di Maria in der Startelf, Paredes musste erst einmal von der Bank aus zusehen. Für Argentiniens Kapitän Lionel Messi war es der 26. Einsatz bei einer Fußball-Weltmeisterschaft. Damit ist er nun der alleinige Rekordhalter. Lothar Matthäus liegt mit 25 WM-Einsätzen auf dem zweiten Platz.
Das Spiel vor 90.000 Zuschauern im ausverkauften Lusail-Iconic-Stadium stand unter der Leitung des polnischen Schiedsrichters Szymon Marciniak. Das Spiel begann gleich sehr intensiv. Frankreich hatte Schwierigkeiten, sich vom Druck der Albiceleste zu lösen. Die Albiceleste hatte die Kontrolle über das Mittelfeld, während die Bleus erst einmal abwartend agierten. In der 17. Minute schnappte sich De Paul das Leder von Théo Hernandez und dann ging es schnell in Richtung das französischen Strafraums. Di Maria schloss weit über das Tor ab.
An der nächsten gefährlichen Aktion der Albiceleste war Di Maria entscheidend beteiligt. Dembelé brachte Di Maria im französischen Sechzehner mit einer leichten Berührung am Fuß ins Straucheln und es gab Elfmeter für Argentinien. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung! Lionel Messi verlud Frankreichs Keeper Lloris und traf sicher zur verdienten Führung der Argentinier. Für Messi war es bereits das vierte Elfmetertor bei dieser WM - und bereits das vierte im Lusail-Iconic-Stadium. Gleichzeitig setzte sich Argentiniens Kapitän auch an die Spitze der Torjägerliste.
Argentinien agierte auch in der Folge souverän gegen weiterhin abwartende Franzosen. Ein starker Konter führte zum zweiten Treffer der Argentinier. Molina fing Upamecanos Ball auf der rechten Seite ab und leitete sofort den Gegenangriff ein. Mac Allister ging bis an den Strafraum durch und legte dann links für den mitgelaufenen Di Maria auf, der zum 2:0 einschob. Dem Torschützen trieb es die Tränen ins Gesicht. Didier Dechamps reagierte noch vor der Pause. Dembelé und Giroud mussten raus und die beiden Bundesligaspieler Thuram und Kolo Muani kamen ins Spiel. Bis zur Pause sollten die Franzosen aber keinen einzigen Torschuss abgeben und mit der verdienten 2:0-Führung der Albiceleste ging es in die Kabinen.
Die Argentinier machten zu Beginn des zweiten Durchgangs deutlich, dass sie nicht nachlassen wollen. Frankreich hingegen agierte weiterhin recht nervös. Vier Minuten nach Wiederanpfiff feuerte De Paul das Leder per Direktabnahme direkt in die Arme von Frankreichs Keeper Lloris. Beim nächsten Abschluss der Albiceleste war Lloris deutlich mehr gefordert. Frankreichs Keeper war beim Schuss von Alvarez rechtzeitig unten, um die Entscheidung der Partie zu verhindern.
Ein Doppelschlag von Mbappé machte es dann zehn Minuten vor Schluss wieder spannend. Nach Foul von Otamendi an Kolo Muani im Strafraum der Argentinier gab es Foulelfmeter für die Bleus. Mbappé verwandelte sicher gegen Argentiniens Schlussmann Martinez, der den Ball nicht mehr entscheidend berühren konnte. Zwei Minuten später hämmerte Mbappé das Leder nach Vorlage von Thuram volley ins lange Eck zum 2:2. Wahnsinn! Mit den beiden Treffern setzte sich der PSG-Profi auch an die Spitze der Torjägerliste bei der WM.
Die Entscheidung, wer der neue Fußball-Weltmeister der Männer wird, musste also in die Verlängerung. In der ersten Halbzeit der Verlängerung neutralisierten sich die beiden Kontrahenten weitestgehend. Messi drehte in der zweiten Halbzeit der Verlängerung noch einmal auf. In der 109. Minute traf er aus kurzer Distanz in Abstaubermanier zur erneuten Führung der Albiceleste.
Aber die Entscheidung sollte das noch nicht sein. Montiel hatte den linken Arm sehr hoch und blockt mit dem Ellenbogen. Den Handelfmeter verwandelte Mbappé sicher zum 3:3. Martinez rettete die Argentinier wenige Sekunden vor Schluss sogar noch ins Elfmeterschießen. Kolo Muani ließ die Entscheidung zu Gunsten der Bleus liegen und scheiterte an einer überragenden Fußabwehr des argentinischen Schlussmanns.
Mbappé verwandelte den ersten Elfer sicher für Frankreich, während Messi abgebrüht nachlegen konnte. Coman scheiterte als zweiter französischer Schütze an Argentiniens Keeper Martinez. Auch dem dritten Schützen der Franzosen Tchouameni versagten die Nerven. Der Ball ging neben das Tor. Argentiniens Schützen verwandelten sicher vom Punkt. Den entscheidenden Elfer verwandelte Montiel sicher zum 4:2 im Elfmeterschießen.
Es ist der erste WM-Titel Argentiniens seit 1986. Der 35-jährige Messi verabschiedet sich also mit dem langersehnten WM-Titel von der Albiceleste und hat spätestens jetzt den gleichen Heldenstatus in seiner Heimat wie Diego Armando Maradona.
Christophe Ramjoie