Die Fachkonferenz im Schlachthof startete mit einem Impulsvortrag der ehemaligen Tennisspielerin Dominique Monami. Sie ist mittlerweile die Vizepräsidentin vom BOIK, dem belgischen olympischen Komitee, und damit die erste Frau in diesem Amt. In ihrem Vortrag machte sie deutlich, dass es auch heute noch Missstände gibt. Nur wenige Frauen und Mädchen üben ihren Sport in einem Verein aus. Genauso wenig befinden sich die Frauen in der Verantwortung bei Vereinen. Auch wenn die Unterschiede je nach Region des Landes groß sind, lässt sich das nicht abstreiten. 2018 wurde dafür mit ihrer Unterstützung die Task Force Women and Sports gegründet. Das Ziel: eine Gleichstellung von Männern und Frauen im Sport und das auf allen Ebenen.
Die trockenen Zahlen und Fakten an dieser Stelle sind zwar schön und gut, aber noch mehr erfährt man von Sportlerinnen und Betroffenen selber. Dazu bot die anschließende Podiumsdiskussion Raum. Den Anfang machte Rallyefahrerin Jessica Dederichs. Sie ist in einem Sport unterwegs, der eine reine Männerdomäne ist. "Ich glaube schon, dass man leicht belächelt wird. Oft heißt es, es ist die Frau und nicht die ernst zu nehmende Konkurrenz. Und vor allem darf man nicht gegen eine Frau verlieren."
Da kommt es dann auch vor, dass der ein oder andere Spruch fällt. "Ich bin jemand, dem macht das nichts aus. Man kann mir schon vieles sagen und ich mache trotzdem mein Ding", sagt Jessica Dederichs. "Aber ich glaube, dass das viele Frauen abhält."
Gleichstellung im Frauenfußball
Während Sportlerinnen im Erwachsenensport vielleicht noch die Möglichkeit haben, über den Problemen zu stehen, können das junge Sportlerinnen nicht unbedingt. Die Probleme starten meist aber schon bei den ganz Kleinen, musste die Fußballspielerin Anne Krickel feststellen, die sehr früh mit ihrem Sport gestartet hat - früh genug, um dazuzugehören. Anders bei anderen jungen Fußballerinnen. "Im Alter von zehn bis elf Jahren sagten die Jungs: 'Da ist ein Mädchen, das will Fußball spielen'. Dann kam: 'Du bist kein Mädchen, du bist Anne, du bist schon immer da gewesen. Aber für Mädchen, die mit neun bis zehn Jahren Fußball spielen wollten, war es schwer, sie in eine Jungenmannschaft zu integrieren."
Im Allgemeinen hat der Frauenfußball in den letzten Jahren ein Auf und Ab erlebt. In der Region gab es mal deutlich mehr Frauenmannschaften, aber auch schon weniger als im Moment. Zuletzt wurde eine weitere Mannschaft in Eupen beim FC gegründet. Ein Phänomen, das es in der gesamten Wallonie gibt. Mittlerweile erhalten Vereine Subsidien zur Gründung einer Frauenmannschaft. Das ist ein Mittel, um das Ziel der Gleichstellung zu erreichen, so Dominique Monami.
Positivbeispiele Hockey und Schwimmen
Das Beispiel Hockey, so Monami, zeige perfekt, wie man die Basis legen kann. Es braucht Geld, aber eben nicht nur. Es braucht auch kompetente Personen, die die Strukturen schaffen und das Ganze professionell aufziehen. Das ist natürlich auch sportabhängig. Einige Sportarten haben zumindest grundlegende Strukturen bereits geschaffen oder sich komplett verändert. Im Tennis hat man bereits früh mit der Gleichstellung begonnen.
Für Pascal Urbain-Schröder ist der Schwimmsport ebenfalls ein positives Beispiel. "Die Mädchen und Jungen schwimmen nicht gegeneinander, aber im gleichen Wettkampf. Da wird eigentlich gar nicht auf das Geschlecht geachtet. Auch als Schiedsrichterin wird man respektiert - ob man da als Frau steht oder als Mann."
Auf dem richtigen Weg
Mit an der Diskussion beteiligt war auch AS-Direktor Christoph Henkel. Er hat damals in seiner Funktion als Abteilungsleiter Jugend beim 1. FC Köln die Damenabteilung zugeschoben bekommen, als der deutsche Verband beschlossen hatte, dass die Profi-Vereine eine integrierte Frauenabteilung brauchen. "Man war darauf überhaupt nicht vorbereitet. Grün-Weiß Brauweiler als erfolgreicher Verein wurde dann quasi integriert und dann haben sich alle angeschaut, wer macht das denn jetzt eigentlich? Dann fielen alle Blicke auf mich, der macht das schon", erinnert sich Henkel. "Ich bin heute so dankbar und ich habe sehr viel gelernt."
Die Struktur wurde also auch beim 1. FC Köln damals geschaffen und mittlerweile ist die Damenabteilung bei den Kölnern nicht mehr weg zu denken. Das war dort und ist überall im Sport mit viel Arbeit verbunden. Dominique Monami ist sich während der Diskussion aber sicher: Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber noch ist das Ziel nicht erreicht. Das braucht auch 2022 noch Zeit. Wie viel Zeit es noch braucht, ist eine Frage, auf die es noch keine Antwort gibt. Das Thema muss aber weiter angesprochen werden. Es wird wohl nicht die letzte Fachkonferenz zum Thema Gleichstellung im Sport gewesen sein.
Robin Emonts