Bei beiden Teams standen Akteure mit einer Vergangenheit bei der AS Eupen auf dem Rasen. Alessio Castro-Montes war bis 2019 am Kehrweg aktiv und ist seitdem ein immer wichtigerer Bestandteil bei den Buffalos geworden. Zudem saß mit Danijel Milicevic ein weiterer Ex-Eupener bei Gent als Co-Trainer auf der Bank. 2019 hat auch Hendrik Van Crombrugge die AS Eupen verlassen, um beim RSC Anderlecht das Tor zu hüten.
Bei Gent musste Coach Hein Vanhaezebrouck kurz vor dem Spielbeginn noch eine Veränderung an seiner Startelf vornehmen. Beim Aufwärmen verletzte sich Laurent Depoitre und der Ukrainer Roman Bezus musste in letzter Sekunde in die Bresche springen.
Die Genter erwischten im altehrwürdigen König-Baudouin-Stadion den besseren Start und drängten die "Veilchen" erst einmal in die eigene Hälfte. Van Crombrugge war in der vierten Minute beim Kopfball von Ngadeu bereits gefordert, um die Genter Führung zu verhindern.
Nach knapp zehn Minuten löste sich der Druck der Genter ein wenig und der Rekordlandesmeister wagte sich nun auch mal in die Hälfte der "Buffalos". Gent setzte aber immer wieder gefährliche Nadelstiche. Tarik Tissoudali entwischte in der 23. Minute seinem Gegenspieler Magallan, setzte dann aber seinen Schuss neben das Tor der Anderlechter.
Yari Verschaeren hatte den ersten Anderlechter Abschluss auf das Genter Tor in der 28. Minute. Spektakulär war es zwar, aber letztendlich wenig gefährlich für Gents Keeper Davy Roef. Auf der anderen Seite nutzte Vadis Odjidja-Ofoe in der 37. Minute beinahe eine Fahrlässigkeit von Murillo. Aber auch der Genter Kapitän schaffte es nicht, das Leder im Tor unterzubringen.
Wenig später zappelte das Leder im Anderlechter Netz. Der Jubel im Genter Fanblock verstummte aber umgehend, denn Bezus stand bei seinem vermeintlichen Kopfballtreffer im Abseits. Die erste Halbzeit endete torlos mit einem klaren Chancenplus für die Genter.
Gent konnte den Schwung aus dem ersten Durchgang mit in die zweite Halbzeit nehmen. Knapp zwei Minuten nach Wiederanpfiff war De Sarts Kopfball aber zu schwach, um Van Crombrugge im Anderlechter Tor zu beunruhigen.
Bei einem Abschluss von Vadis Odjidja-Ofoe von der Strafraumgrenze war Van Crombrugge in der 50. Minute schon deutlich mehr gefordert. Alessio Castro-Montes war der nächste Genter, der mit seinem Schuss für Gefahr im Anderlechter Strafraum sorgte. Aber auch Castro-Montes scheiterte gegen seinen ehemaligen Teamkollegen vom Kehrweg.
Anderlechts Coach Vincent Kompany reagierte in der 58. Minute mit einem Dreifach-Wechsel: Raman, Amuzu und Ashimeru kamen für Zirkzee, Verschaeren und Olsson. 16 Minuten nach seiner Einwechslung musste Ashimeru dann wieder verletzt runter vom Platz. Kana kam für den Ghanaer.
Es gab nicht mehr all zu viele nennenswerte Aktionen. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit wurde das Spiel dann auch noch unterbrochen, da sich ein Aktivist an einen Torpfosten gebunden hatte. Sieben Minuten Nachspielzeit änderten nichts am Spielstand und somit musste das im zweiten Durchgang sehr zerfahrene Finale in die Verlängerung.
Die erste Halbzeit der Verlängerung begann gleich deutlich lebendiger. Erst verpasste der eingewechselte Genter Nurio die Führung per Kopf. Auf der anderen Seite ließ sich der ebenfalls eingewechselte El Hadj etwas zu weit abdrängen und konnte von Samoise abgeblockt werden.
Danach war aber wieder fußballerische Tristesse auf dem Rasen angesagt. Beide Teams hatten mit körperlichen Strapazen zu kämpfen und auch der erste Durchgang der Verlängerung sollte keine Tore bringen.
Gent brachte in der Offensive eigentlich gar nichts mehr zustande und schien sich mit einem Elfmeterschießen anfreunden zu wollen, als aus dem Nichts heraus die bis dahin beste Chance des Spiels kam: Van Crombrugge, das Torgehäuse und Magallan verhinderten die Genter Führung vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung. Auch nach 120 Minuten blieb die Partie torlos und die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.
Die ersten drei Schützen beider Teams trafen vom Elfmeterpunkt. Cullen versagten als erstem Schützen die Nerven, Roef parierte den Elfmeter, was wie die Vorentscheidung aussah. Im Anschluss parierte aber auch Van Crombrugge und hielt die Hoffnung auf den Anderlechter Pokaltraum kurz aufrecht. Aber auch Murillo scheiterte an Davy Roef im Genter Tor. Gent konnte sich über den vierten Pokalsieg der Vereinsgeschichte freuen.
Der Pokalsieger darf an der letzten Qualifikationsrunde zur Europa League teilnehmen. Ab dem kommenden Wochenende beginnen die Play-offs.
Christophe Ramjoie