Etwas überraschend verzichtete Nationalcoach Roberto Martinez auf Dedryck Boyata in seiner Dreier-Abwehrkette. Timothy Castagne musste die für ihn doch eher ungewöhnliche Rolle gegen Estland ausfüllen. Ansonsten standen die erwarteten Akteure bei den Teufeln auf dem Platz. Ein Zeichen dafür, dass der Spanier gegen den Außenseiter auf bewährte Kräfte setzte, statt das vorletzte Qualifikationsspiel zu nutzen, um neue Kräfte im Hinblick auf die WM im Katar zu testen. Eden Hazard, für den es bei Real Madrid ja nicht nach Wunsch läuft, streifte im Brüsseler König-Baudouin-Stadion zum 51. Mal die Kapitänsbinde über und zog damit mit Rekordhalter Jan Ceulemans gleich.
Bei den Esten bestand das Team zum Großteil aus weniger bekannten Spielen. Lediglich Nachwuchshoffnung Maksim Paskotsi, der bei den Tottenham Hotspurs unter Vertrag steht, stach ein wenig hervor. Kapitän Konstantin Vassiljev hatte 2009, beim einzigen Sieg der estnischen Auswahl gegen die Roten Teufel, einen der beiden Treffer erzielt.
Die Roten Teufel wollten vor 36.000 Zuschauern, unter ihnen auch König Philippe, nichts dem Zufall überlassen und legten ordentlich los. Gegen stark zurück gezogene Gäste hatte Lukaku-Ersatz Benteke den ersten Abschluss in der fünften Minute. Sechs Minuten später profitierte Benteke von einem Patzer des estnischen Schlussmanns Igonen und staubte aus kurzer Distanz zum 1:0 ab.
Knapp vier Minuten später verhinderten Estlands Schlussmann Matvei Igonen und der linke Pfosten den zweiten belgischen Treffer, nach starkem Freistoß von Kevin De Bruyne. In der 21. Minute stand der rechte Pfosten dem zweiten belgischen Tor des Abends beim Kopfball von Benteke im Weg.
Die Esten ließen in der 26. Minute kurz aufhorchen, als der Schuss von Poom aus der zweiten Reihe den Kasten der Belgier denkbar knapp verfehlte. Belgien hatte die Kontrolle über das Spiel, was fehlte war der zweite Treffer der Teufel. Dieser sollte in der ersten Halbzeit auch nicht mehr fallen und es blieb bei der knappen 1:0-Führung der Teufel.
Mit einem Traumtor traf Yannick Carrasco sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff zum 2:0 für die Roten Teufel. Der Vorsprung war nun also deutlich beruhigender.
Für die letzte halbe Stunde kam Thorgan Hazard für seinen älteren Bruder Eden Hazard, der gegen die Esten einen eher schwachen Auftritt hingelegt hatte. Außerdem war Dienstschluss für Thomas Meunier. Alexis Saelemaekers durfte in der letzten halben Stunde Spielpraxis sammeln.
Der eingewechselte Erik Sorga verkürzte drei Minuten nach seiner Einwechslung zum 2:1. Nur vier Minuten später stellte Thorgan Hazard per Kopf nach herrlichem Anspiel von Kevin De Bruyne den alten Abstand zu den Gästen wieder her. Vier Minuten vor dem Ende jubelte das Stadion erneut, aber der Treffer von Saelemaekers zählte wegen Abseits nicht.
Für die Belgier war es der sechste Sieg im siebten Qualifikationsspiel. Lediglich gegen die Tschechen kamen die Teufel nicht über ein Unentschieden hinaus.
Durch das 3:1 stehen die Belgier als Gruppensieger fest und dürfen im kommenden Jahr an der WM in Katar teilnehmen. Für Belgien ist es die dritte WM-Teilnahme in Serie. Ein Rekord ist das aber nicht, denn zwischen 1982 und 2002 waren die Belgier sechs Mal in Serie bei einer Weltmeisterschaft dabei.
Am Dienstag bestreiten die Roten Teufel das letzte Qualifikationsspiel zur WM 2022 in Cardiff gegen Wales.
Christophe Ramjoie