Mannschaftsweltmeister im Jahr 2000, Einzelweltmeister 2015: Claudy Weibel ist seit vielen Jahren die belgische Nummer 1 im Pétanque. Für die Kamera wirft er ein Paar Kugeln. Doch wie alle Spieler im Land ist er seit Oktober zur Zwangspause gezwungen, und das frustriert ihn sehr. "Wir haben große Lust. Wir wollen spielen. Wir brauchen den Wettbewerb. Doch die sind von April auf Juni verschoben worden", erzählt der Pétanque-Spieler. "Wir können nicht trainieren. Wir wissen nicht, wo wir stehen. Ich habe seit rund sechs Monaten nicht mehr gespielt. Man kann zwar im Garten üben, aber es ist alles sehr kompliziert."
Der 50-Jährige hätte nie gedacht, dass er mal auf Training und Wettkämpfe verzichten muss. Weibel, der für einen französischen Club spielt, hat nicht den Status eines belgischen Sporteliten. Er kann daher seinen Sport nicht weiter ausüben - anders als seine französischen Teamkollegen und seine Gegner auf der ganzen Welt. Kleiner Trost: Die Weltmeisterschaft, die für Juli in Lausanne in der Schweiz geplant war, wurde abgesagt.
Wie viele Sportarten leidet auch Pétanque unter der Situation. In Belgien sind bis auf Weiteres alle Wettbewerbe abgesagt. Die geltenden Regeln erlauben es nicht, unter optimalen Bedingungen zu spielen. "Im Moment können wir nur in Vierer-Teams spielen", erklärt Michaël Hansen vom Fanny Pétanque Club. "Das bedeutet, dass zwei Spieler den ganzen Tag auf zwei andere Spieler treffen würden, ohne den Gegner zu wechseln. Das würde keinen Spaß machen."
Mit neun Innen- und 21 Außenplätzen ist der Fanny Pétanque Club in Pepinster einer der größten Clubs des Landes. Er zählt fast 400 Mitglieder. Da kein Geld reinkommt und sich die Kosten türmen, hat der Verein bereits rund 18.000 Euro verloren. "Wir haben kürzlich ins Gebäude investiert und neue Trikots für die Mitglieder bestellt. Jetzt bleiben die erst mal liegen", sagt Hansen. "Wir haben Masken für die Wiedereröffnung gekauft. Das sind auch Kosten. Wir mussten auch ein Teil des Mobiliars ersetzen. Dazu kommen abgelaufene Getränke. Das wird problematisch."
Die Vereinsleitung befürchtet auch, dass viele ihrer Mitglieder zu anderen Sportarten abwandern. Die Pétanque-Welt hofft nun auf eine Wiederaufnahme der Aktivitäten Anfang Juni, damit endlich wieder Freundschaftsturniere veranstaltet werden können.
vedia/mz