FC Sevilla, FC Barcelona oder Besiktas Istanbul - alles europäische Fußballgroßmächte, bei denen der brasilianische Fußballstar Adriano gespielt hat. Seit dieser Saison spielt Adriano bei der AS Eupen in der 1. Division A.
Es klingt fast schon erstaunlich, aber nach Stationen bei den großen europäischen Clubs fühlt sich der Weltstar auch in Eupen wohl. "Ich mag die Ruhe hier in Eupen, ich mag auch die Architektur und die Häuser hier. Die Architektur hier finde ich einzigartig. Und diese Stadt passt gut zu meinem Wesen. Ich bin eher ein ländlicher Typ, kein Stadtmensch. Und hier findet man eine gute Mischung zwischen Land und Stadt. Für mich ist es also schön."
"Ich sehe, dass hier die Natur eine größere Rolle spielt. Das merkt man auch an den Leuten. Auch sie sind natürlicher. Die Leute machen Dinge selber, stellen Dinge selber her. Jeder hat hier seine eigene Garage und sein eigenes Werkzeug. Und die ganzen Tiere, die es hier gibt. Kühe, Pferde, so etwas mochte ich schon immer."
Coronabedingt hatte der 18-fache brasilianische Nationalspieler allerdings noch nicht wirklich viele Möglichkeiten, seine Wahlheimat kennenzulernen. Dass er sich jetzt mit 36 Jahren im eher kleinen beschaulichen Eupen aufhält, hat er damit zu tun, dass er eigentlich immer schon lieber ländlich gewohnt hat statt in einer großen Metropole.
Adriano hat in seiner Karriere so ziemlich alles erreicht, was ein Fußballer erreichen kann. Mehrfacher spanischer Meister, zweifacher UEFA-Cup-Gewinner mit Sevilla, mehrfacher Supercup-Gewinner und zwei Mal Champions-League-Sieger mit Barça war er sogar. Aber auch für die bislang noch titellose AS kann sich der Verteidiger begeistern.
"Damals war eine andere Zeit. Ich hatte die Möglichkeit, für große Vereine zu spielen, die Champions League, Europa League und die Club-WM zu gewinnen. Aber was mich bewegt, egal wo ich bin, ist dasselbe. Ich denke immer gleich. Heute bin ich zwar in Eupen, aber es ist trotzdem ein Wettbewerb - genauso wie bei den anderen Vereinen, wo ich war. Denn das motiviert mich jeden Tag."
"Mein Traum war es, Fußball zu spielen und heute tue ich das. Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe Fußball. Ich liebe es, zu trainieren und ich liebe den Wettbewerb. Also egal, wo ich bin, bin ich dieselbe Person und liebe das, was ich tue."
Von jedem Trainer gelernt
Für Adriano ist Man-City-Trainer Pep Guardiola der beste Trainer der Welt. In Eupen wird er von dem auf der Weltbühne des Fußballs eher unbekannten Beñat San José trainert. Beiden Trainern ist Adriano dankbar. "Ich hatte das Glück, unter Guardiola zu trainieren. Das half mir, als Spieler und Mensch zu wachsen."
"Genauso ist es aber eine Chance, heute mit Beñat zu trainieren und von ihm zu lernen. Jeder Trainer hat seine eigene Art und Weise, die Spieler zu trainieren und das Team zu führen. Ich respektiere alle Trainer. Ich konnte von allen Trainern, die ich hatte, lernen. So ist es auch im Leben. Man lernt jeden Tag. Und im Fußball ist das nicht anders."
"Es freut mich also, mit Beñat zu arbeiten. Ich habe von ihm schon viel gelernt. Und ich bin sehr dankbar für diese Chance, nach Europa zurückzukehren, aber auch dafür, mich wieder für das Team wichtig fühlen zu dürfen."
Und wo liegt der größte Unterschied zwischen Pep Guardiola und Beñat San José? "Ich hatte viele Gespräche mit Guardiola, aber meine Beziehung zu Beñat ist anders - trotz der erst kurzen Zeit. Ich glaube, das ist der größte Unterschied. Ich hatte zweifelsohne ein gutes Verhältnis zu Guardiola, aber es war nicht so direkt wie mein Verhältnis zu Beñat."
Kulinarische Verbindung
Nicht nur auf dem Platz ist Adriano eine sichere Bank. Auch beim Kochen brasilianischer Speisen ist er sehr routiniert. Beim Zubereiten von Pastel, einem typisch brasilianischen Gericht, sitzen die Handgriffe des Verteidigers. Ob in Brasilien oder in Belgien, die kulinarische Verbindung besteht auf jeden Fall. Die Fritteuse ist ein Hilfsmittel, das gerne genutzt wird.
Die Küche aus der Heimat vermisst der Brasilianer, auch wenn er sich nach über 15 Jahren in Europa auch ein Stück weit als Europäer fühlt. Ein verlängerter Verbleib in Eupen, wo er noch ein Jahr Vertrag hat, ist nicht ausgeschlossen - gerade weil er hier auch die Ruhe gefunden hat, die er braucht. Aber ein bisschen brasilianisches Essen nimmt er dann gerne mit für die Familie, die mit ihm in der neuen Heimat lebt.
cr/rasch