Der belgische Pokal ist schon verrückt. Gerade einmal zwei Spiele hat die AS Eupen in diesem Wettbewerb absolviert und schwups stehen die Eupener im Halbfinale vor dem womöglich größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, auf den nun alles gesetzt wird. Grundvoraussetzung ist ein Sieg im Halbfinale gegen Standard Lüttich.
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, so heißt es immer. Von der Magie des Landespokals ist in dieser Spielzeit aber nicht all zu viel zu spüren.
In diesem Jahr war der Weg ins Halbfinale für die AS relativ beschwerdefrei. In der ersten Runde kamen die Eupener kampflos weiter. Dann kam mit Olympic Charleroi ein Amateurclub, dem coronabedingt monatelang Spielpraxis fehlte, und Gent, der einzig wirklich ernst zu nehmenden Gegner - das war aber dann schon bereits im Viertelfinale. Für die Umstände kann die AS Eupen nichts und steht nun ein Spiel vom Finale entfernt. Das wäre doch was zum 75-jährigen Bestehen des Vereins.
Im Halbfinale wartet mit Standard Lüttich ein aus Eupener Sicht sicherlich auch machbarer Gegner für den Club aus der Weserstadt. Die Lütticher sind in den letzten Wochen eigentlich nicht in Form. Zwar hat die Mannschaft von Ex-AS-Spieler Mbeye Leye im Viertelfinale den großen FC Brügge aus dem Wettbewerb geworfen, aber in der Pro League lief es für die Mannschaft von der Maas mit 3 von 21 möglichen Punkten schlecht. Der Pokal ist für Lüttich, genau wie für Eupen, die Möglichkeit, die eigentlich verkorkste Saison noch zu retten.
Bei Eupen hat die Mannschaft zwar das Ziel, die beste Saison aller Zeiten zu spielen, erreicht, steht in der 1. Division aber auf einem mageren 13. Platz. Insgeheim hatte man in Eupen auf deutlich mehr gehofft, auch wenn es von offizieller Seite immer sehr vage gehalten wurde.
Bei Lüttich ist der Pokal so etwas wie der letzte Strohhalm, vielleicht doch noch im kommenden Jahr im für den Verein überlebenswichtigen europäischen Wettbewerb anzutreten.
Auch im Halbfinale des Pokals werden wieder keine Zuschauer zugelassen sein. Nicht auszumalen, welche Atmosphäre wohl am Kehrweg unter "normalen" Bedingungen herrschen könnte. Die fehlende Stadion-Atmosphäre wirkt sich aber offensichtlich auch auf das Spielgeschehen aus. Im zurückliegenden Jahr konnte auswärts deutlich mehr gepunktet werden als in den Jahren zuvor. Das könnte sich vielleicht zugunsten der Lütticher auswirken.
Auf BRF1 wird die gesamte Partie mit möglicher Verlängerung und Elfmeterschießen übertragen. Start des Sporttreffs Spezial ist um 20:00 Uhr.
Christophe Ramjoie