Kristof und Hans sind sogenannte Groundhopper, auch wenn sie eigentlich nicht das machen, was "normale" Groundhopper tun. Sie gehen nicht in so viele Stadien wie möglich, um Spiele anzuschauen und ihre Anwesenheit abzuhaken, sondern für sie stehen die Stadien selbst im Fokus. Das Spiel ist für sie weniger von Belang.
Gerade, wenn man eine Fotoreportage mache, sei es angenehmer, wenn keine Fans im Stadion sind, damit man sich auch in Ruhe umsehen könne, erzählen die beiden. Aber auch mit Zuschauern habe das ganze seine Vorteile, so könne man dann die Atmosphäre richtig spüren. Am liebsten haben die beiden es, wenn sie vor dem Spiel die Bilder machen und dann dem Spiel beiwohnen. Sie sind sich trotzdem sicher: Die Stadien kommen bei ihnen an erster Stelle und die Zuschauer an zweiter Stelle.
Zehn Schönheiten im Mittelpunkt
In dem Buch "Belgian Beauties" haben die beiden zehn Stadien in den Mittelpunkt gestellt. Da stellt sich schon die Frage, was denn eine "belgische Schönheit" ausmacht.
Kristof De Decker und Hans De Groef haben ihre Auswahl an mehreren Punkten festgemacht, zum einen natürlich an der Geschichte der Vereine. Für die beiden sei es immer schön, wenn Vereine, die mal in den hohen Klassen gespielt haben und jetzt in den Amateurklassen spielen, ihre Aufmerksamkeit bekommen, damit auch viele junge Fußballfans sehen, dass die Teams eine Vergangenheit hinter sich haben. Das Ganze gelte natürlich auch andersherum, also Vereine, die jetzt in den höheren Klassen spielen, aber aus den unteren Klassen kommen.
Neben der Geschichte des Vereins schaue man aber vor allem nach den Stadien. Die müssen traditionell sein. Das Rodenbach-Stadion, in dem Club Roeselare spielt, ist eines der Stadien im Buch: ein Stadion, das zwar renoviert wurde, aber die Tradition wurde dabei aufrechterhalten - und das ist für die beiden Groundhopper sehr wichtig. Die Stadien müssten nicht unbedingt baufällig sein, auch wenn das natürlich für die Fotografie am schönsten sei, sondern könnten auch vollkommen in Takt sein.
Kristof De Decker und Hans De Groef haben versucht, aus jeder Provinz eine belgische Schönheit mitzunehmen. Das sei jedoch nicht so ganz gelungen. Man hätte schon alleine in Brüssel zehn Stadien gefunden, mit denen man das Buch hätte füllen können, aber man habe versucht, das geografisch auf Belgien ein wenig zu verteilen.
Kein Stadion aus der DG
Aus der DG ist leider kein Stadion dabei, aber Kristof De Decker und Hans De Groef haben uns versprochen auch hier in der Region nach einer belgischen Schönheit, nach einem Fußballplatz und Verein mit viel Tradition zu suchen. Immerhin, die DG würde im Buch mal kurz erwähnt.
Vor mehr als 15 Jahren seien sie mal in Eupen gewesen, erzählen die beiden. Bevor das Stadion umgebaut wurde, waren beide davon überzeugt, dass das eine belgische Schönheit war. Damals hatte das Stadion noch mehr Charme, aber neue Möglichkeiten forderten eben eine schnelle Vergrößerung und so hat sich das Kehrwegstadion eben entwickelt.
Tradition vs. Erneuerung
Und Eupen ist nicht der einzige Verein, der das so erlebt hat. Das Bosuil-Stadion in Antwerpen beispielsweise ist ein Stadion mit sehr viel Tradition, das in den letzten Jahren immer weiter renoviert wird. Nach der Haupttribüne werden die anderen Tribünen mit und mit erneuert. Noch hat das Stadion sogar eine Tribüne mit alten Holzbänken. Da steht also wirklich noch Tradition und Geschichte, die jetzt so langsam verschwindet.
Die beiden Autoren des Buches "Belgian Beauties" sind jetzt noch einmal auf der neuen Haupttribüne im Bosuil gewesen und finden es schmerzhaft, das so zu sehen. Als Fußballliebhaber und Realisten würden sie verstehen, dass Antwerpen, wenn sie zu den Top-Mannschaften gehörten, das Stadion modernisieren müssten. Aber wenn man vor Ort sei und das Einzige, was noch vom alten Stadion übrig ist, die große Stehtribüne ist, die aber auch abgerissen werden soll, dann habe man das Gefühl, das die Seele so ein wenig raus sei aus dem Stadion. Das "Antwerpen-Gefühl", das "Bosuil-Gefühl" werde weniger. Als Stadionliebhaber blute den beiden da natürlich doch das Herz, wenn man diese Entwicklung sieht.
Dementsprechend sind die beiden auch keine Freunde von modernen Stadien, wie beispielsweise die Ghelamco-Arena in Gent. Die bieten zwar vielleicht mehr Luxus für die Fans, aber da fehlt dann gewissermaßen die Seele.
Vorzeige-Stadion von Racing Mechelen
Für Kristof De Decker und Hans De Groef ist das Stadion von Racing Mechelen die belgische Schönheit schlechthin. Hier würde alles zusammenpassen. Die Tradition, die Geschichte, das Stadion und eben die Fans. Vor allem die Architektur des Stadions wäre perfekt - so, wie in einem klassischen englischen Stadion, sind sich die beiden einig. Dass beide in der Region um Mechelen wohnen, ist dabei nicht der Grund für diese Entscheidung. Eher weniger, da sie Fans vom KV Mechelen sind.
Geschichtlich verbindet die beiden Vereine aber sehr viel: Oft standen sie sich in direkten Duellen gegenüber. Der Gewinner war dann die Nr. 1 der Stadt. Genau in solchen Spielen werden die Stadien am Ende doch erst zu richtigen belgischen Schönheiten, finden die Autoren. Tradition und Vereinsgeschichte braucht eben Zeit und vor allem ganz viel Leidenschaft, sonst bleibt doch der schönste Fußballtempel nicht mehr als eine Anreihung von Steinen.
Robin Emonts