Seitdem bekannt ist, dass Kocabas eine Karriere als Schiedsrichter anstrebt, schellt sein Telefon durchgehend. Jeder möchte ein Interview mit ihm führen. Die häufigste Frage, die ihm gestellt wird: Schaust du jetzt ein Spiel anders? "Natürlich, ich schaue jetzt mehr nach dem Schiedsrichter", sagt Kocabas. Als Verteidiger habe er immer nach den anderen Verteidigern geschaut.
Schiedsrichter werden - ein Traum, der wahr wird? Für Kocabas nicht unbedingt. "Mein Traum ist schon wahr geworden, als ich zum Profifußballer wurde - und das 15 Jahre lang sein durfte." Er wollte aber auch nach seiner Karriere Teil des Profisports bleiben. Die meisten Aufgaben binden einen jedoch an einen Club. Dann habe er halt etwas nachgedacht und sich gedacht, dass ihm der Job als Schiedsrichter liegen könnte, da er von Natur aus eher ein ruhiger Typ ist.
Deswegen der Gedanke: Warum nicht einfach mal versuchen? Und damit ist Kocabas der erste in Belgien, der vom Profifußballer zum Schiedsrichter werden will. Er habe sich dann bei Alexandre Boucaut gemeldet, einem belgischen Schiedsrichter, der für die Rekrutierung von neuen Schiedsrichtern verantwortlich ist. "Das ist dann sehr gut abgelaufen", so Kocabas. Mittlerweile habe man ihm den Unterricht zugesendet, jetzt könne er den lernen und sobald er bereit sei, dürfe er dann die Prüfung ablegen.
Bis zur 1. Division wäre es aber noch ein langer Weg, denn natürlich muss auch Kocabas als Schiedsrichter erst einmal bei Jugend- und Amateurspielen anfangen. Eins ist sicher: Er ist so ambitioniert, wie er es als Fußballspieler war.
Und falls er mal in der höchsten Klasse pfeifen sollte - haben die Spieler mehr Respekt vor einem ehemaligen Spieler? Für Kocabas ist das gar nicht das Problem. Er habe immer Respekt vor den Schiedsrichtern gehabt und seine Mitspieler auch. Zumindest die meisten. "Wenn sich Spieler aufregen, ist das oft über sich selber. Und das wäre dann mein Vorteil als Schiedsrichter. Ich weiß, wie Spieler denken, und kann sie dementsprechend besser verstehen in den unterschiedlichsten Situationen."
Und dennoch könnte es dann komisch sein, wenn er ehemalige Mitspieler oder ehemalige Vereine pfeifen müsste. Wenn er beispielsweise das Spiel Eupen gegen Löwen pfeifen müsste, hätte er bei beiden Vereinen schon einmal gespielt. Aber auch in diesem Fall sieht Kocabas das als Vorteil. Das wäre ein Spiel wie jedes andere, auch wenn er die Stadien und die Verantwortlichen und Spieler kennen würde. Er wäre immer loyal gewesen zu den Vereinen, bei denen er unter Vertrag stand. Für ihn sei das am Ende sogar so, als wäre er zu Hause.
re/km